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Archiv-Artikel

Weserburg – nicht nur auf Sand gebaut

BILANZ 20 Jahre nach der Eröffnung sieht sich die Weserburg trotz schwelender Umzugswirren gut aufgestellt. Das Museum feiert sich mit der Ausstellung „Farbe im Fluss“ und nimmt das heute wörtlich

„Es gibt keinen Grund, gramgebeugt zu sein“, sagt Weserburg-Direktor Carsten Ahrens

Die Weserburg spaltet, auch jetzt wieder, 20 Jahre nach ihrer Eröffnung als „erstes Sammlermuseum Europas“. Künstlerisch sowieso, doch es geht auch ums Grundsätzliche. Da gibt es jene, die wie jüngst wieder der Weser-Kurier von einem „Krisen-Museum“ sprechen, von einer „umstrittenen Kunststätte“, die das Publikum „nie so recht ins Herz geschlossen“ habe. Und da gibt es solche, die wie Direktor Carsten Ahrens dem Haus ein „gesundes Fundament für die Zukunft“ attestieren. „Auf Sand gebaut – tatsächlich (aus) auf anderem Grund“ steht dazu außen auf dem Museum für Moderne Kunst geschrieben, eine Inschrift des amerikanischen Konzept-Künstlers Lawrence Weiner. Die Zahlen sprechen eher für Ahrens‘ Sicht der Dinge.

Sicher: Im vergangenen Jahr kamen nur etwa 35.000 BesucherInnen, 2009 waren es noch knapp 40.000, davor weit mehr: 2007, als die Weserburg kurz nach dessen Tod Jörg Immendorff zeigt, kamen rund 50.000, im Jahr darauf zogen Helmut Newtons Fotos nackter Frauen sogar über 60.000 Menschen an. Andererseits: In den ersten 14 Jahren der Weserburg waren die Besucherzahlen stets übersichtlich. Und zuletzt war das Haus sehr mit seiner eigenen Konsolidierung beschäftigt. Heute ist es schuldenfrei. 2010 verzeichnete die Wesserburg noch ein Defizit von fast einer Million Euro, zwei Drittel davon hatte Ahrens bei seinem Amtsantritt vor sechs Jahren von seinem Vorgänger Thomas Deecke geerbt.

Zwar ist das Museum, wie jüngst eine unabhängige Kommission festgestellte, mit 1,1 Millionen Euro Jahresetat strukturell unterfinanziert, die aber sind zumindest vorerst gesichert. Die öffentliche Hand sieht sich für Gehälter, Sachmittel und die Gebäudeunterhaltung zuständig – Ausstellungs- und Programmetats müssen jedoch privat aufgebracht werden. Dafür stehen zumindest bis 2013 für drei Jahre jeweils 500.000 Euro zur Verfügung, gespendet durch einen ungenannten Mäzen.

Zum „Jubeln“ sei ihnen in der Weserburg „noch nicht zumute“, sagt sein Sprecher Dietrich Reusche. Weiterhin ist „völlig offen“, ob das verwinkelte Museum auf dem Teerhof saniert wird oder umzieht. Wann eine Entscheidung fällt, ist ebenfalls unklar.

Geld für solche Pläne hat Ahrens schon akquiriert: 8,5 Millionen Euro brachte die ebenso umstrittene wie heikle Versteigerung von Gerhard Richters „Matrosen“ ein, weitere 1,5 Millionen Euro kamen bei der Versteigerung eines Franz-Gertsch-Bildes dazu. Insgesamt hat sich das Museum von 53 Werken einer rudimentären Sammlung getrennt, die meisten gingen an die Kunsthalle – ein Transfer, für den eine Bremer Stiftung einen siebenstelligen Betrag zahlte. Nach „vielen schweren Jahren“ sei die Weserburg nun „effizienter“ und „finanzpolitisch sicherer“, sagt Ahrens. „Es gibt keinen Grund, gramgebeugt zu sein“. Jan Zier

Heute, 14 Uhr: Nicolás Uriburu: „Green Bremen“ zwischen Teerhof- und Bürgermeister-Smidt-Brücke