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Archiv-Artikel

Argumente umfahren

Der Senat plane eine fragwürdige Variante der Ortsumgehung Finkenwerder, findet der BUND

Aus Sicht des BUND hat die Südtrasse allein den Vorteil, dass sie allen Verkehrslärm von Finkenwerder fernhält

Zur geplanten Umgehungsstraße für Finkenwerder gibt es eine bessere und billigere Alternative. Darauf hat der Umweltverband BUND nach Durchsicht der zurzeit ausliegenden Pläne hingewiesen. Der BUND warf dem CDU-geführten Senat vor, er bediene einseitig die Interessen der Bewohner Finkenwerders, obwohl eine Alternativtrasse nach vielen Kriterien vorteilhafter sei. „Fachliche Abwägungen sind in Hamburg nicht das Papier wert, auf dem sie stehen“, schimpfte der BUND-Landesgeschäftsführer Manfred Braasch.

Die Ortsumgehung soll das Dorf vom Verkehr entlasten, der nicht zuletzt durch den Ausbau des Airbus-Werks stark zugenommen hat. Mit Stützbalken an ihren Häusern und Warnungen vor bröckelnden Fassaden demonstrieren die Anwohner seit Jahren für eine Umgehung. Diskutiert werden vor allem zwei Varianten: die „Südtrasse“ südlich des Schlickhügels Francop und der Alten Süderelbe sowie die „Bezirkstrasse“, die nördlich des Schlickhügels dicht an Finkenwerder vorbei führt.

Der Senat favorisiert die Südtrasse. Gegenwärtig verhandelt er mit den Obstbauern, die ihre Grundstücke dafür hergeben sollen, und Vertretern der Bundesregierung über eine Gesamtlösung für den Süderelbe-Raum: Die Bauern sollen mit Ersatzflächen entschädigt werden. Das scheint aber nur möglich zu sein, wenn die geplante Autobahn 26 nach Stade im Sinne der Bauern günstig gelegt wird.

Aus Sicht des BUND hat die Südtrasse allein den Vorteil, dass sie allen Verkehrslärm von Finkenwerder fernhält. Dagegen sei diese Variante gut ein Viertel – 1.500 Meter – länger als die Bezirkstrasse. Sie werde den Ort weniger stark vom Verkehr entlasten und beeinträchtige stärker Natur und Landschaft. Die Südtrasse benötige fünfmal soviel Fläche von dreimal so vielen Eigentümern. Die Bezirkstrasse sei billiger. Der Kostenvergleich des Senats sei nicht nachvollziehbar und, was die Brückenbauten angehe, unplausibel.

Unter den Parteien in der Bürgerschaft hat sich bisher allein die GAL in einigen Punkten diesen Bedenken angeschlossen. „Wir würden bei einem Regierungswechsel die Prüfung noch einmal komplett neu vornehmen“, sagt ihr Verkehrsexperte Jörg Lühmann. Der Bürgerschaftsabgeordnete bringt eine weitere Variante ins Spiel: Eine Südtrasse, die direkt westlich des Schlickhügels über die Alte Süderelbe führt.

Die SPD-Verkehrsexpertin Karin Timmermann hält die vom Senat bevorzugte Südtrasse für unproblematisch. Ihre Partei habe das in jüngerer Zeit nicht noch einmal diskutiert „Mir ist wichtig, dass die Menschen vor Ort das akzeptieren“, sagt sie.

Der CDU-Verkehrspolitiker Klaus-Peter Hesse kennt die Einwände des BUND noch nicht. „Wir lassen uns gerne von neuen Erkenntnissen überzeugen“, sagt er. „Die sehe ich im Moment aber noch nicht.“ GERNOT KNÖDLER