: „Verborgene Geschichten“
FÜHRUNG „Stattreisen“ zeigt das Vorfeld und Orte am Flughafen mit abenteuerlichen Geschichten
■ 44, ist Historiker und Kulturwissenschaftler. Bei Stattreisen Bremen konzipiert er Rundgänge zu verborgenen Orten.
taz: Herr Calic, Ihre Flughafenführungen sind mit 13 Euro nicht ganz billig, für das Geld kann man ja fast schon fliegen. Kommt da überhaupt jemand?
Andreas Calic: Es kommen sogar sehr viele. Deshalb machen wir die Führung ab sofort sogar jeden zweiten Sonntag. Das ganze dauert zweieinhalb bis drei Stunden, man bekommt für das Geld also auch eine Menge zu sehen. Es gibt auch eine kleine Vorführung der Feuerwehr, die zeigt den Panther – den neuesten Wagen, der 1,5 Millionen Euro kostet.
Was gibt es auf einem Flughafen zu entdecken?
Der Flughafen ist in vielerlei Hinsicht ein Sicherheitsbereich. Bei der Führung fahren wir mit dem Bus über das gesamte Gelände, wo sich viele Geschichten verbergen.
Welche?
Eine alte Simulationskammer etwa. In den 80er-Jahren – vor dem Hintergrund des Israel-Palästina-Konflikts, wo es Attentate auf Airlines gab – war die Physik der Bombe derart, dass sie auf die Flugeigenschaften und den Druck reagierte und erst in einer gewissen Höhe explodierte. Um ein verdächtiges Gepäckstück zu überprüfen, hat man es in eine solche Kammer gebracht, dort ist die Bombe dann gegebenenfalls explodiert. Weil das in Bremen zum Glück nie der Fall war, gibt es diese Kammer noch.
Gibt es ganz alte Maschinen, die tolle Geschichten auf dem Buckel haben?
Es steht auf dem Gelände eine in Bremen gebaute alte Focke-Wulf-Maschine. In der Bremenhalle gibt es eine Maschine, die 1928, also ein Jahr nach Lindbergh, zum ersten Mal die Gegenrichtung geflogen ist: also von Europa nach Amerika. Das ist eine Geschichte des Abenteuers, denn die sind vom Weg abgekommen und ganz woanders gelandet, als wo sie hinwollten.
Wer interessiert sich dafür, sind es Familien mit Kindern oder eher Flugzeugfreaks?
Als wir vor ein paar Jahren anfingen, hatte ich tatsächlich erwartet, dass Flug-Fans kommen. Das stimmt aber gar nicht. Es sind viele Familien dabei, die dann aber zu den Kinderführungen gehen. Es kommen aber auch Leute, die Flugangst haben oder unter Fluglärm leiden. Auch die Billigfliegerei ist ein Thema.
Inwiefern?
Es wird erklärt, wo diese Anbieter sparen.
Und wo wird gespart?
Nicht an der Technik und den Maschinen, das kann sich keine Fluggesellschaft leisten. Da gibt es auch internationale Vorschriften, die eingehalten werden müssen. Es gibt zum Beispiel Essen nur gegen Aufpreis. So muss weniger Personal zur Verfügung gestellt werden, so gibt es weniger Gewicht an Bord: Das spart Kerosin, aber auch Müll, so dass die Reinigung schneller geht. So sind Maschinen in 30 Minuten wieder startklar. INTERVIEW: LKA
Flughafen-Führung: 10 Uhr, Infopoint in der Abflughalle