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Archiv-Artikel

Weniger Sturmschaden als befürchtet

Hurrikan „Dean“ zieht über mexikanische Halbinsel Yucatán. Jetzt bereitet sich die Golfküste auf seine Ankunft vor

MEXIKO-STADT taz ■ Stromausfälle, umgeknickte Bäume und 150.000 zerstörte Häuser – nachdem der Hurrikan „Dean“ am Dienstag über Yucatán gefegt ist, glichen einige Regionen der mexikanische Halbinsel einem Trümmerfeld. Dennoch fielen die Schäden wesentlich geringer aus, als zunächst befürchtet.

Bereits am frühen Mittwochmorgen sei die Wasser- und Energieversorgung für die Bevölkerung wieder sichergestellt worden, teilte der Gouverneur des Bundesstaates Quintana Roo, Félix Gonzalez Canto, mit. „Dank Gott und der ausführlichen Sicherheitsvorkehrungen ist nichts passiert“, erklärte Mexikos Präsident Felipe Calderón, der vorzeitig von einem Nordamerikagipfel aus Kanada anreiste.

Bereits am Dienstagabend kamen wieder zahlreiche Urlauber in der Touristenregion an. Stärker als die Hotelzonen an der mexikanischen Karibikküste waren ohnehin zahlreiche Dörfer der indigenen Bevölkerung betroffen. Zwar wurden nach Angaben Calderóns etwa 270 Ansiedlungen evakuiert, einige Mayas wehrten sich jedoch gegen ihre Evakuierung. Menschen kamen nach bisherigen Informationen dennoch nicht zu Schaden. „Dean“, der mit einer Windgeschwindigkeit von 270 Kilometern pro Stunde an der karibischen Küste Mexikos angekommen war, verlor in der Folge erheblich an Kraft. Zunächst war der Wirbelsturm als einer der stärksten der karibischen Geschichte in die Kategorie 5 eingestuft worden. Als er die Halbinsel jedoch Richtung Golf von Mexiko verließ, war er bereits auf die Kategorie 1 heruntergesetzt worden. Am Mittwoch nahm er dann wieder an Kraft zu.

Die Behörden bereiteten sich bereits seit Tagen auch intensiv auf eine Ankunft des Hurrikans in den zentralmexikanischen Bundesstaaten vor, die „Dean“ am Mittwochmorgen erreichte: Zahlreiche Schulen wurden geschlossen, Zigtausende Menschen wurden evakuiert. Mehrere tausend Soldaten standen für eine Einsatz bereit.

Insgesamt seien etwa 3,5 Millionen Menschen potenziell von den Auswirkungen des Wirbelsturms allein in Veracruz betroffen, erklärte der Gouverneur des Bundesstaates, Fidel Herrera. Schon am Morgen führten sintflutartige Regenfälle in den Bundesstaaten Veracruz, in Campeche, Tabasco, Oaxaca und Tamaulipas zu Überschwemmungen. In Gebirgsregionen kommt es zu Erdrutschen und Schlammlawinen, die Straßen zerstören und Häuser unter sich begraben. Das einzige Atomkraftwerk Mexikos, „Laguna Verde“, wurde heruntergefahren. Etwa 2.000 Busse standen zur Verfügung, um die Region um das AKW im Notfall räumen zu können.

Auf seinem Weg über Jamaika, Haiti und andere karibische Inseln hatte „Dean“ bereits zwölf Todesopfer und große Schäden verursacht. Auf Jamaika wurden die für Sonntag geplanten Wahlen verschoben, nachdem der Hurrikan im Süden der Insel schwere Schäden angerichtet und drei Menschen getötet hatte. Im Vergleich zum Wirbelsturm „Wilma“, der vor zwei Jahren über die Region hinwegfegte, hielten sich die Sturmschäden aber in Grenzen. Wissenschaftler führen die Zunahme der Hurrikans auf den Klimawandel zurück.

WOLF-DIETER VOGEL