Der echte Glücksgriff

Dieses Gefühl, vor Glück zu schweben, hielt bei Stefan Hübner einige Tage an. Der 39-jährige Trainer der SVG Lüneburg nahm es vom alten ins neue Jahr mit. Was hatte er da auch vollbracht mit seinen Volleyball-Männern, die erst im Sommer in die Bundesliga aufgestiegen waren. Durch das 3:2 im Halbfinale des DVV-Pokals fügte Hübner seiner ohnehin schon beeindruckenden Vita im Volleyball unerwartet einen weiteren wichtigen Eintrag hinzu. Hübner reist mit seiner Mannschaft zum Finale ins westfälische Halle. Am 1. März ist dort Rekordmeister und Rekordpokalsieger VfB Friedrichshafen der Gegner. Lüneburg wird erstmals vor mehr als 10.000 Zuschauern spielen.

Hübner dürfte das Ganze wie eine Ironie des Schicksal mit fröhlichen Pointe vorkommen. Es wird seine erste Teilnahme am Pokalendspiel – ausgerechnet mit der SVG Lüneburg. An Top-Clubs hatte es für den gebürtigen Bielefelder, der in Hamburg aufwuchs und beim Eimsbütteler SV mit dem Volleyball begann, nicht gemangelt. Hübner zählt zu den besten Volleyball-Spielern, die Deutschland je hatte. 245 Länderspiele sind dafür ein Beleg.

Er ist wohl zu gut gewesen, um es als Spieler einmal nach Halle ins Endspiel zu schaffen. Denn Hübner fand sein Glück in Italien, einem Eldorado für Volleyball-Profis. Anders als in Deutschland ist der schnelle Hallensport dort eine große Nummer. Die Gehälter stimmen. Dort lässt es sich leben. Und so spielte „die Wand“, wie Hübner wegen seiner großartigen Fähigkeiten beim Blocken des Balles am Netz genannt wurde, vom Sommer 2000 an bei sechs italienischen Clubs. Vor zwei Jahren beendete der vierfache deutsche Volleyballer des Jahres seine Karriere.

Nach einem Jahr als Trainer des Zweitliga-Vereins TSG Solingen Volleys wechselte er zum Erstliga-Aufsteiger Lüneburg. Es war eine vortreffliche Entscheidung, schließlich steht die SVG auch in der Bundesliga-Tabelle als Sechster mit 20 Punkten glänzend da. Am Sonnabend gab es im Heimspiel gegen Herrsching ein 3:0. Club-Boss Andreas Bahlburg nennt Hübner einen echten Glücksgriff.

Bleibt nur die Frage, wie lange Hübner das sein wird. Zurzeit lebt er mit seiner Frau Angelina, ehemals Grün, eine Top-Volleyballerin, und Sohn Jakob in Lüneburg. Die Stadt sei richtig schön, sagt Hübner. Er räumt aber auch ein, dass das Zuhause der Familie eigentlich Köln ist. Und es gibt auch eine Option in seinem Vertrag, dass er die SVG im Sommer auf eigenen Wunsch verlassen kann. An Angeboten von anderen Clubs wird es gewiss nicht mangeln. Für die SVG Lüneburg könnte sich der Segen durch den großen Erfolg des Teams in dieser Hinsicht noch als Fluch erweisen.  GÖR