UNTERM STRICH

Der Philosoph Volker Gerhardt hält es für einen Irrweg, Glaube und Wissen als Gegensätze zu behandeln. Trotz der ständigen Eröffnung neuer Wissensräume stoße der moderne Mensch an Grenzen. Um seine Identität dabei nicht aufzugeben, müsse er aus dem bloßen Wissen heraus und wieder glauben, sagte der Berliner Wissenschaftler. So sei es kein Zufall, dass viele Nobelpreisträger aus den Naturwissenschaften zu einem Gottesglauben zurückgefunden hätten. Gerade wenn man sich mit dem Äußersten des Wissens beschäftige, wie es die großen Physiker des 20. Jahrhunderts getan hätten, stoße man auf den eigentlichen Ausgangspunkt der Gottesfrage, so Gerhardt. Diese laute, was Wissen bedeute und wie der Mensch sich verstehe unter der Bedingung, dass er zwar auf Wissen angewiesen sei, sich aber niemals gänzlich darauf verlassen könne. Der Glaube sei für ihn in diesem Zusammenhang eine Einstellung zum Wissen. Auf sie komme es im Notfall an, wenn es um die Existenz gehe, die Bedeutung, „die wir uns selbst geben müssen, um von anderen ernst genommen zu werden und uns selbst ernst zu nehmen“. Der Philosoph hat vor kurzem das Buch „Der Sinn des Sinns. Versuch über das Göttliche“ veröffentlicht.