: Müll-Aufbereitung rechnet sich nicht
Bremens Müllentsorger ANO schließt Ende September eine moderne Aufbereitungs-Anlage
„Sekundär-Brennstoff-Aufbereitungsanlage“, kurz SBA, heißt es. Darüber spricht man nicht. Oder jedenfalls selten. Selbst Google findet für das Wort im Internet nur ein paar verstreute Hinweise. Als sie im Dezember 2005 eingeweiht wurde, gab es keine Zeile in der Zeitung. Ende September soll sie geschlossen werden. War da was?
Dabei war das doch eine gute Idee. „Waste to Energie“, aus Müll sollten Brennstoffe und daraus Energie werden. Acht Millionen Euro investierte Bremens Müllentsorger „Abfallbehandlung Nord“ (ANO), die moderne Anlage zu bauen. Hochenergetische Abfälle sollten nicht auf wachsende Müllberge, sondern sortiert und zerkleinert werden und als Ersatzbrennstoffe zur Verfügung stehen. Wenn jemand Geld dafür geben würde, könnte man das Zeug sogar zu Pellets pressen.
Aber es gibt niemand Geld dafür. Im Gegenteil: Die Abnehmer des Brennstoffes aus Müll wollen dafür noch Geld haben. Das sind die Gesetze des Marktes, sagt SBA-Leiterin Silke Eckardt etwas enttäuscht: „Schade“.
Die von der ANO gebaute „Sekundär-Brennstoff-Aufbereitungsanlage“ sollte einen Durchsatz von 75.000 Tonnen pro Jahr im ersten Bauabschnitt haben. „Eine Erweiterungsmöglichkeit bis zu 200.000 Tonnen pro Jahr ist hier gegeben“, hieß es damals hoffnungsvoll. Noch im Mai 2006 berichtete die SWB, Anteilseigner bei der ANO-Mutter HBE (Holding Bremer Entsorgung GmbH), „für die Zementindustrie, für Spezialkraftwerke und industrielle Feuerungsanlagen sind Ersatzbrennstoffe angesichts steigender Preise für Öl, Kohle und Gas eine wirtschaftliche Alternative“. Aber die SWB selbst nahm den wertvollen Brennstoff nicht an – die komplizierten Verbrennungsanlagen vertragen den energetischen Mix aus dem Müll nicht. Derzeit baut die SWB selbst ein „Mittelkalorik“-Kraftwerk, um besondere Industrieabfälle direkt und ohne den Umweg über die Abfallsortieranlage zu Strom zu machen.
Nur Zementwerke nehmen derzeit den Brennstoff ab. Und die können den Preis ins Negative drücken. Das wirtschaftliche Problem haben auch andere Anlagen des Typs, die vor zwei, drei Jahren gebaut wurden. Bremen kann die Anlage stilllegen, weil die ANO über ein Müllheizwerk, dass neben Wärme auch Strom erzeugt, verfügt – und ihre vertraglichlichen Müllabnahme-Pflichten eben auch nebenan erfüllen kann, wenn die SBA im November dann stillsteht.
Auch an anderer Stelle hat die Idee der Müll-Verwertung Schiffbruch erlitten: Anfang der 90er Jahre gab es in Bremen eine große Debatte über das Interesse der Stahlwerke, spezielle Plastik-Fraktionen aus Industriemüll zur „rohstofflichen Verwertung“ in die Verbrennung einzugeben. Kohlenstoff sollte so dem Verbrennungsprozess zugeführt werden. Das Verfahren wurde genehmigt – und im Jahre 2006 sang- und klanglos aufgegeben. Auch da waren es wirtschaftliche Gründe, sagt der Sprecher der Hütte. Energetische Verwertung des Plastik-Mülls rechnet sich nicht. Nun wird dafür wieder Kohle gekauft und Kohlenstaub eingeblasen. kawe