: Suzuki will sich von VW scheiden lassen
PKW Suzuki kündigt seine Partnerschaft mit dem Wolfsburger Autokonzern auf. Der Konflikt gefährdet die Expansionspläne von VW in Indien. Feindliche Übernahme des japanischen Unternehmens denkbar
TOKIO dapd | Europas größter Autokonzern Volkswagen hat bei seinem geplanten Aufstieg zum Weltmarktführer einen Rückschlag erlitten. Der japanische Autohersteller Suzuki kündigte am Montag die Partnerschaft mit den Wolfsburgern auf. Dabei sollten die Japaner Volkswagen eigentlich mit ihrem Know-how bei Billigautos Hilfestellung bei der Eroberung des vielversprechenden indischen Markts geben.
Die im Dezember 2009 mit großen Hoffnungen geschlossene deutsch-japanische Autoehe hatte allerdings nie wirklich funktioniert. Die Japaner fühlten sich zuletzt zunehmend als Partner zweiter Klasse behandelt und fürchteten um ihre Unabhängigkeit. Am Montag zogen sie die Notbremse und forderten den VW auf, die mit der Partnerschaft verbundene Überkreuz-Beteiligung rückgängig zu machen. Firmenchef Osamu Suzuki: „Es ist, als ob man verheiratet ist und sich scheiden lässt. Anstatt sich gegenseitig zu kritisieren, ist es besser, das Ganze mit einem Lächeln zu beenden.“
Bei VW stieß der Wunsch nach einer einvernehmlichen Trennung allerdings auf taube Ohren. „Wir halten an unseren Anteilen fest und wollen die Kooperation fortführen“, sagte VW-Sprecher Michael Brendel. Volkswagen habe 1,7 Milliarden Euro ausgegeben, um sich an Suzuki zu beteiligen. „Aus unserer Sicht macht es Sinn, weiterzumachen.“
Ein Ende der Kooperation wäre nach Einschätzung des Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen ein schwerer Rückschlag für die VW-Wachstumspläne in wichtigen Schwellenländern wie Indien. Denn VW habe „trotz vieler Marken bisher keine Kompetenz im Billigautosegment“. Dieses besonders in den Schwellenländern wichtige Know-how besitze aber Suzuki. Der Autoexperte hält es deshalb für möglich, dass VW nun eine feindliche Übernahme von Suzuki plant. Andernfalls sei es für den Konzern nicht sinnvoll, an seiner knapp 20-prozentigen Beteiligung an Suzuki festzuhalten.
Die Zeichen in der Beziehung standen schon seit geraumer Zeit auf Sturm. Bereits im Sommer hatte VW öffentlich bemängelt: „Die mit Suzuki angestrebte Kooperation entwickelt sich langsamer als erwartet und wird derzeit nicht mit der erwünschten Intensität umgesetzt.“ Am vergangenen Sonntag warf VW Suzuki dann sogar den Bruch des Kooperationsvertrages vor. Der Grund dafür: Die Japaner hatten für ein neues Modell Dieselmotoren beim VW-Rivalen Fiat bestellt. Die Wolfsburger forderten Suzuki auf, das Geschäft rückgängig zu machen. Das brachte nun offenbar bei den Japanern das Fass zum Überlaufen. Für den Geschäftserfolg Suzukis sei der Erhalt der operativen Unabhängigkeit entscheidend, betonte das Unternehmen.