: Integration per Fernbedienung
STUDIE Migranten sind so zufrieden in Deutschland, dass sie zunehmend deutsche Programme gucken
Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten wollten es mal wieder wissen: Wie nutzen die aktuell rund 15,7 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland eigentlich die Medien? Vier Jahre nach der ersten repräsentativen Untersuchung zum Thema stellten ARD und ZDF am Freitag in Köln die Studie „Migranten und Medien 2011“ vor. Dazu hat TNS Emnid 3.300 Personen ab 14 Jahren aus dem ganzen Land stichprobenartig telefonisch befragt – wahlweise in deutscher oder der jeweiligen Muttersprache – und unter anderem die Mediennutzung und die inhaltliche Bewertung der Angebote gesammelt.
„Integration ist da angekommen, wo sie hingehört. Und zwar im Hauptprogramm“, bilanzierte WDR-Intendantin und ARD-Vorsitzende Monika Piel bereits zu Beginn der Präsentation. Sie verknüpfte damit die Nutzung der Medien, insbesondere der öffentlich-rechtlichen, mit deren Auftrag, alle in der Gesellschaft vorhandenen Gruppen im Programm zu berücksichtigen. Insgesamt würde durch die Studienergebnisse der erfreuliche Trend belegt, dass deutschsprachige Medien zunehmend von Menschen mit Migrantionshintergrund genutzt werden, fasste Piel zusammen, was Erk Simon von der WDR-Forschungsgruppe beim Vorstellen der Schwerpunkte genauer ausführte.
Aus den sechs größten ethnischen Gruppen in Deutschland setzte sich das Probandenfeld zusammen: Neben Menschen mit Wurzeln in den Staaten der ehemaligen UdSSR und der Türkei sind das Polen, die Staaten der ehemaligen Republik Jugoslawien sowie Italien und Griechenland. Abgefragt wurden Alter, Sprachkenntnisse und der individuelle Bildungsgrad der Migranten. Es stellte sich heraus, dass wer schon länger in Deutschland lebt und zufrieden hier ist, auch gern deutsche Sender einschaltet. „Das Fernsehen ist mit Abstand das wichtigste Medium – über alle ethnischen Gruppen hinweg“, stellt Simon klar – keine neue Erkenntnis.
Im Vergleich zu 2007 deutlich gestiegen ist die Zahl der Studienteilnehmer, die ihre Deutschkenntnisse selbst als „gut bis sehr gut“ einschätzen. Vor allem 14- bis 29-Jährige zählen zu dieser Gruppe (95 Prozent), was für die Studienmacher auf eine zunehmende Annäherung der Lebensumstände zwischen Menschen mit und ohne Migrationshintergrund schließen lässt. Dazu passt, das nur wenige, vor allem ältere Studienteilnehmer angeben, nur Programme in der Muttersprache zu nutzen.
„Informationskompetenz sprechen die Studienteilnehmer vor allem den Öffentlich-Rechtlichen zu“, führt Simon weiter aus. Unterhaltung und Entspannung findet die Mehrheit der Migranten dagegen eher bei den Privaten ProSieben und RTL. Das Medium Radio erfährt in der Studie ebenfalls mehr Zuspruch als 2007. Allerdings nicht so stark wie das Internet. Soziale Netzwerke liegen auch bei Migranten im Trend. Lediglich am Rande spielten in der Befragung Tageszeitungen eine Rolle – hier deuten die Antworten auf eine stetig sinkende Relevanz für Menschen mit Migrationshintergrund hin.
„Es gibt noch eine Menge zu verbessern, aber wir sind auf dem richtigen Weg“, beurteilt die ARD-Chefin Piel die aktuelle Lage. Ihre integrative Funktion könnten Medien nur erfüllen, wenn sie auch genutzt würden. Voraussetzungen seien auf Seiten der Migranten ausreichende Sprachkenntnisse und auf Seiten der Sender eine klischeefreie Darstellung von Migranten. Dass die auch zunehmend in den Medien arbeiten, sei dabei hilfreich, ist dann auch Konsens in der Debatte im Anschluss an die Präsentation der Studie. Wenig überraschend also das Fazit der Studie: Alter, Bildung und sozialer Kontext der Mediennutzer sind wichtiger als ihre ethnische Herkunft. INGO HINZ, KÖLN