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Archiv-Artikel

Energie-Szenario in Grün

Die Grünen in Schleswig-Holstein präsentieren ein Szenario für die Stromversorgung, bei dem auch ohne Atom- und Kohlekraftwerke kein Licht im Norden ausgeht – und der Strom ab 2050 nur noch aus erneuerbaren Quellen kommt

Ein klimafreundlicher Umbau der Energiewirtschaft ist nach Ansicht der Grünen im schleswig-holsteinischen Landtag möglich und bezahlbar. Die Fraktion stellte am Freitag ein Szenario vor, wonach die Stromversorgung des Landes und Hamburgs im Jahr 2020 auch nach Stilllegung aller Atomkraftwerke sichergestellt werden könnte.

Windkraftwerke im Meer sollen mit 42 Prozent dazu beitragen. Hinzu kommen 31 Prozent von Windanlagen an Land und 14 Prozent Wasserkraftstrom aus Norwegen. Die restlichen 13 Prozent stammen aus Steinkohle, Erdgas-Kraft-Wärme-Kopplung sowie aus sonstigen Quellen.

Bis 2050 wird es nach Ansicht der Grünen möglich sein, den Strombedarf Hamburgs und Schleswig-Holsteins zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien zu produzieren. „Unser Energieszenario ist keine Utopie“, erklärte Fraktionschef Karl-Martin Hentschel. Es gehe vielmehr von eher konservativen Annahmen aus und basiere auf bekannten Daten von EU, Bund und wissenschaftlichen Untersuchungen.

Kürzlich hatte eine Studie für den Zukunftsrat Hamburg eine Überproduktion von Strom in Norddeutschland errechnet für den Fall, dass alle Atomkraftwerke wie vorgesehen stillgelegt und alle geplanten fossilen und regenerativen Kraftwerke tatsächlich gebaut würden. Dann werde die Region im Jahr 2020 eine Überproduktion von 128 Prozent aufweisen. Das heißt, es würde rund 2,3-mal so viel Strom erzeugt wie verbraucht.

Nach dieser Studie der Hamburger Arrhenius Consult GmbH und des Bremer Energie Instituts würden allein die Windparks an Land und auf See in 13 Jahren zwei Drittel des gesamten Stromverbrauchs in Norddeutschland decken können – etwas weniger als die 73 Prozent, welche die Grünen in ihrem Szenario zu Grunde legten.

Im Gegensatz zu den Plänen von Wirtschaftsminister Dietrich Austermann (CDU) müssten aus Sicht der Grünen keine neuen Kohlekraftwerke gebaut werden. Bis 2050 könnten mit ihrem „vorsichtig gerechneten“ Konzept 60 Prozent der CO2-Emissionen gegenüber den jetzigen Werten eingespart werden.

Die Grünen plädieren für ein europäisches „Super-Netz“, um den Strom aus Wind, Sonne und Wasserkraft quer durch Europa dorthinzubekommen, wo er gerade gebraucht wird. Dazu soll zunächst ein Kabel von Brunsbüttel nach Norwegen gelegt werden: „Dann liefern wir bei Starkwind Strom nach Norwegen, bei Windstille macht Norwegen die Wasserkraftwerke für uns auf.“

Ebenso wichtig wie Energieerzeugung aus regenerativen Quellen finden die Grünen Sparmaßnahmen durch bessere Geräte, ein Verbot von Elektroheizungen und Blockheizkraftwerke in jedem Wohnblock. DPA /TAZ