Chronik VI

30. Juli 1977: Jürgen Ponto, Vorstandssprecher der Dresdner Bank, wird bei einem Entführungsversuch in seinem Haus von Brigitte Mohnhaupt und Christian Klar erschossen.

25. August 1977: Ein geplanter Raketenwerferanschlag auf das Gebäude der Karlsruher Bundesanwaltschaft scheitert. Ob Peter-Jürgen Boock nur vergaß, den Zeitzünder einzuschalten, oder, wie er später angab, aus Zweifeln bewusst sabotierte, ist offen.

5. September 1977: Mit der Entführung des Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer beginnt das dramatischste Kapitel der RAF-Geschichte. Schleyers Wagen wird überfallen, sein Fahrer und drei Beamte getötet.

6. September 1977: Die Entführer fordern, RAF-Häftlinge, unter ihnen Baader, Ensslin und Raspe, freizulassen. Schleyer wird die meiste Zeit im Hochhaus „Zum Renngraben 8“ in Liblar festgehalten. Beamte klingeln sogar an der Wohnungstür, die Meldung geht jedoch im Fahndungswust unter. Bundeskanzler Helmut Schmidt will nicht auf die Forderungen der Entführer eingehen.

13. September 1977: Das fünfte Ultimatum der Entführer läuft ab: „eine letzte Frist bis heute Abend, 24 Uhr“.

29. September 1977: Der Bundestag beschließt das Kontaktsperregesetz. Die Gefangenen von Stammheim dürfen von nun an weder untereinander noch mit ihren Anwälten kommunizieren.

13. Oktober 1977: Ein palästinensisches Terrorkommando entführt die Lufthansamaschine „Landshut“ auf ihrem Flug von Mallorca nach Frankfurt. An Bord: 86 Passagiere und fünf Besatzungsmitglieder. Die Entführer schließen sich den Forderungen der Schleyer-Entführer an.

17. Oktober 1977: Bei einem Zwischenstopp in Aden in Jemen erschießt ein Terrorist den Kapitän Jürgen Schumann vor den Augen der Passagiere. Kopilot Jürgen Vietor bringt das Flugzeug wieder in die Luft. Es landet in der somalischen Hauptstadt Mogadischu.

18. Oktober 1977: Wenige Minuten nach Mitternacht stürmen GSG-9-Beamte die gekidnappte „Landshut“, erschießen drei der vier Entführer. Passagiere und Besatzungsmitglieder bleiben unverletzt. In der so genannten Todesnacht von Stammheim begehen daraufhin Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe Selbstmord. Irmgard Möller überlebt.

19. Oktober 1977: Die Leiche Schleyers wird im Kofferraum eines Wagens in Mülhausen in Frankreich aufgefunden.