: „Kriminelle ausgrenzen“
CHARLIE HEBDO „Unternehmer ohne Grenzen“ laden zur Kundgebung gegen Islamisten und Rassisten
■ 49, Volkswirt, seit 2001 Geschäftsführer beiUnternehmer ohne Grenzen e. V., sitzt für die SPD in der Bürgerschaft.
taz: Herr Abaci, an wen richtet sich Ihr Aufruf, für Freiheit und Demokratie zu demonstrieren?
Kazim Abaci: Wir möchten, dass sich nach dem Pariser Anschlag auf Charlie Hebdo möglichst viele beteiligen – insbesondere Vertreter der Religionsgemeinschaften. Wir werden evangelische, muslimische, alevitische, hoffentlich auch Redner der jüdischen Gemeinde haben.
Viele Deutsche setzen Islamisten und Muslime jetzt gleich.
Ja, da wird leider oft pauschalisiert. Aber nicht alle Menschen aus muslimisch geprägten Ländern sind religiös. Ich stamme aus der Türkei und komme aus einer alevitisch-muslimisch geprägten Familie. Aber wir sind säkular und finden, dass Religion und Staat zu trennen sind.
Manche sagen, der Koran gebiete die Tötung Andersgläubiger.
Ich sehe mich nicht in der Lage, mich detailliert mit den Inhalten des Koran auseinanderzusetzen. Was ich aber sagen kann, ist: Für einen Mord gibt es keine Rechtfertigung. Was ich außerdem sagen kann: Die meisten Muslime leben friedlich in Europa und achten die hiesigen Werte.
Also stehen die Attentäter von Paris für eine Minderheit?
Ja. Sie stehen für ein sehr kleines Segment der Muslime, die in Europa leben.
Können die muslimischen Communitys etwas tun, um solche Extremisten zu stoppen?
Dafür müssen wir alle etwas tun. Es gibt eine zunehmende Radikalisierung unter muslimischen Jugendlichen in Europa. Deshalb sind auch die muslimischen Gemeinden aufgefordert, mit Behörden und Politik präventiv zu wirken und Jugendliche, die sich noch nicht kriminalisiert haben, wieder zu integrieren.
Und wenn es zu spät ist?
Wer sich schon kriminalisiert hat, muss von den muslimischen Gemeinden strikt ausgegrenzt werden. Und man muss gemeinsam mit den Sicherheitsbehörden Druck ausüben, damit nicht im Namen des Islam gemordet wird.
Fällt Ihre Kundgebung zufällig auf einen Montag, den Tag der Pegida-Demos in Dresden und – neuerdings – anderswo?
Nein. Wir wollen zeigen, dass wir mit den Ermordeten und deren Angehörigen fühlen. Und wir wollen davor warnen, dass Pegida und AfD das Attentat für ihre Zwecke nutzen. Wir wollen ein Bündnis der Zivilgesellschaft hinbekommen, das sich gegen Islamisten und Rassisten gleichermaßen richtet: gegen alle Feinde der Demokratie. INTERVIEW: PS
Kundgebung „für Freiheit und Demokratie“: 18 Uhr, Gerhart-Hauptmann-Platz Schwerpunkt SEITE 3