nicht verpassen!
: Joint-Venture

Mi., 20.40 Uhr, Arte, „Operation Opec – Terroranschlag in Wien“

Die Revolutionären Zellen, eine palästinensische Splittergruppe, Gaddafi, Topterrorist Carlos, die Stasi – Dirk Laabs fährt einiges auf. In seiner Dokumentation erzählt er die Geschichte jener Geiselnahme, bei der im Dezember 1975 sechs Terroristen elf Erdölminister entführen, mit ihnen nach Algier, Tripolis und zurück nach Algier fliegen, um sie schließlich unversehrt freizulassen. Drei weniger mächtige Menschen müssen sterben.

Laabs rekonstruiert den Ablauf minutiös, sein eigentliches Interesse aber gilt den Hintergründen. Sein Fazit: eine Operation, mehrere Auftraggeber, mehrere Ziele – ein Terror-Joint-Venture. Laabs’ Hauptbelastungszeuge ist der deutsche Terrorist Hans-Joachim Klein, das mit seinem breiten hessischen Dialekt geradezu als Antipode des kalten, berechnenden, dandyhaften Kosmopoliten Carlos erscheint: uneitel, etwas unbedarft, provinziell, gar sympathisch. Trotzdem werden beide zu Mittätern eines dreifachen Mordes.

Neben Klein lässt Laabs zahlreiche Zeitzeugen zu Wort kommen.

Er verzichtet weitgehend auf Reenactment, Animationen und ähnliche Infotainment-Moden. Der erfahrene Terrorismusfilmer setzt ganz auf die Wirkung der Archivaufnahmen und formt daraus das schlüssige Bild einer internationalen Terrorkooperation. So viel Journalismus hatte man im zeitgenössischen Doku-TV schon fast vergessen. Schön, dass es das auch noch gibt! JENS MÜLLER