„Wir wollen improvisieren“

DIALOG Das „Theater der Versammlung“ sucht nach einer Verbindung von Performance und Prekariat

■ 24, Student, ist Mitglied im Ensemble des Theathers der Versammlung.

taz: Herr Piechura, Sie haben Journalisten als Redner auf Ihre Tagung für Theatermacher eingeladen. Was können die Ihnen denn erzählen?

Philipp Piechura: Im postdramatischen Theater geht es viel darum, das Reale zu untersuchen und daraus Stoff für Inszenierungen zu gewinnen. Das geht am besten mit Interviews. Deshalb kommen Journalisten. Aus dem gleichen Grund haben wir auch Gäste aus der Ethnologie, die forschen auch mit qualitativen Interviews.

Sie wollen nach „Theaterformen fragen, die jenseits kostenträchtiger repräsentativer Kulturspektakel arbeiten“. Also Theater gegen das Theater?

Es ist klar, dass die Frage nach dem Geld eine Rolle spielt – will man überhaupt mit dem Theatermachen Geld verdienen? Und wenn nicht, wovon lebt man dann? Dennoch wäre es eine falsche Frontstellung, sich am etablierten Theater abzuarbeiten. Wahr ist aber auch, dass sich unsere Theatervorstellung faktisch häufiger im Off-Bereich wiederfindet.

Das „Funkenschlag“-Treffen soll Tagung und Performance gleichzeitig sein. Wie geht das?

Wir wollen das Treffen als theatralischen Moment betrachten: Dafür wollen wir improvisieren. Es soll keinen Frontalvortrag geben.

Sondern?

Es kann beispielsweise so laufen, dass die Gäste nur sagen, wer sie sind und dann von einander abwechselnden Zuhörern interviewt werden. Solche dialogischen Formen entsprechen unserem Verständnis von Theater. Es geht um das Gespräch und um den Zuschauer, der seine Sicht aktiv lenkt. Uns interessiert, was das Publikum, in dem was wir machen, sieht. Interview: CJA

„Funkenschlag“-Theatertreffen, ab heute, Infos: http://www.explosive-info.de