: Fragt lieber mal die Leute
VON CLAUDIUS PRÖSSER
Shit happens – das gilt auch für die Spree. Nach Wolkenbrüchen kommt es vor, dass ein Teppich aus Fäkalien flussabwärts treibt, weil die Kanalisation an ihre Grenzen stößt. Die Idee eines Ingenieurs, schwimmende Tanks zu installieren, die den Dreck temporär auffangen und dabei für die Öffentlichkeit begehbar sind, klingt gut – und funktioniert, wie das Pilotprojekt im Osthafen beweist.
Deshalb ist kaum nachzuvollziehen, dass ausgerechnet das grüne Bezirksamt von Friedrichshain-Kreuzberg dieses innovative Projekt torpediert. Und zwar mit mehr als zweifelhaften Argumenten: Der Abwasserspeicher störe das Stadtbild, heißt es, das Wasser müsse frei bleiben. Was soll das? Es handelt sich um einen ehemaligen Hafen, warum sollten gerade hier Objekte im Wasser stören?
Keine schwimmenden Bars
Und was die Nutzung über Wasser angeht: Wie oft schon wurde – zu Recht – geschrieben, die Berliner lebten mit dem Rücken zum Fluss? Das mag sich schon geändert haben, aber was wäre falsch an Anlagen, die die Städter noch näher ans Wasser bringen? Natürlich geht es nicht darum, die Spree unter schwimmenden Bars verschwinden zu lassen. Im Gegenteil: Eine nichtkommerzielle Nutzung wäre geboten, sie würde das Ufer, an dem sich längst Konzernzentralen und Investorentürme aneinanderreihen, als urbanen Raum sichern.
Es ist das gute Recht des zuständigen Stadtrats, solche Utopien blöd zu finden. Bevor man das Projekt sterben lässt, wäre es aber angezeigt, die BVV und letztlich die Bürger des Bezirks nach ihrer Meinung zu fragen.
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