: Demokratie- statt Nazizentrum
RECHTSEXTREMISMUS In einem ehemaligen Möbelhaus in Wolfsburg, in dem Neonazis ein „Kraft durch Freude“-Museum einrichten wollten, wird demnächst ein Zentrum für demokratische Bildung eröffnet
In einem ehemaligen Möbelhaus in Wolfsburg, in dem Neonazis ein Museum einrichten wollten, wird nun ein Zentrum für demokratische Bildung eröffnet. Die Einrichtung soll Schülern, Wissenschaftlern und anderen Interessierten zur Verfügung stehen.
Die Stadt hatte die Immobilie erworben, nachdem 2009 Pläne bekannt geworden waren, dass Neonazis dort ein KdF-Museum eröffnen wollten – „Kraft durch Freude“ (KdF) war eine Freizeit-Organisation der Nazis im Dritten Reich.
Das neue Zentrum ist nun eines von bundesweit zwölf Projekten zur Demokratieförderung, das finanziell vom Bund gefördert wird – mit 300.000 Euro in den nächsten drei Jahren. „In einer gemeinsamen Aktion konnten wir erfolgreich die Pläne der Neonazis abwehren“, sagte Wolfsburg Oberbürgermeister Rolf Schnellecke (CDU).
In Wolfsburg soll eines der größten Archive Deutschlands zum Thema Rechtsextremismus entstehen. Insgesamt fünf Mitarbeiter wollen dort Konzepte für Demokratieförderung erarbeiten. Außerdem sollen Ausstellungen organisiert werden. Kurse zur Gewaltprävention und Hilfen für Menschen, die aus der rechtsextremen Szene aussteigen wollen, sollen ebenfalls angeboten werden.
„Wir wollen Demokratie runterbrechen zum Beispiel auf die Lebenswelten von Jugendlichen“, sagte der Leiter des Zentrums, Reinhard Koch. Er ist auch Leiter der Arbeitsstelle Rechtsextremismus und Gewalt Braunschweig, die ebenfalls vom Bund als Modellprojekt gefördert wird.
Die Pläne für ein KdF-Museum hatte der inzwischen gestorbene Neonazi Jürgen Rieger vorangetrieben. Nach dem Tod Riegers gelang es der Stadt dann, die Immobilie gegenüber des VW-Werkes zu erwerben.
Stadt, Gewerkschaften, Kirchen und andere Organisationen suchten daraufhin nach einer neuen Nutzung für das Gebäude. Im Erdgeschoss wurde ein Sozialkaufhaus untergebracht, in den oberen Etagen entstand das Zentrum für Demokratie. (dpa)