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Archiv-Artikel

Der Linken-Jäger

Von KSC

WOLFGANG DENIA, 56, soll für die SPD in Niedersachsen der Linkspartei die Wähler abluchsen. „Wer wie ich in einem Arbeiterstadtteil wie Hannover-Linden aufgewachsen ist, hat von Kind an praktische Solidarität erlebt und erfahren“, sagt er über sich FOTO: DPA

„Runter vom Sofa, rein in den Landtagswahlkampf“, sagte der frisch gekürte Schattenminister, „Denia“ simste ein von der CDU entsandtes U-Boot von der Wahlkampfzentrale der SPD an Fraktionschef David McAllister. Wenn Wolfgang Jüttner, der SPD-Spitzenkandidat für die Landtagswahl im Januar 2008, rhetorisch eher mit dem Florett fechtet, schießt sein erster Mann im „Niedersachsen-Team“ lieber mit der Schrotflinte. Wolfgang Denia hatte zwar im April nach sechs Jahren Amtszeit seinen Posten als Chef des Ver.di-Landesbezirks Niedersachsen-Bremen abgegeben. Aber der Vorruhestand mit Wanderungen im Harz scheint dem 56-Jährigen nicht geschmeckt zu haben. Nun ist Denia, seit 1979 in der SPD, für Arbeitsmarktpolitik zuständig. Weitere Schattenminister will Jüttner demnächst präsentieren.

Schon zu Ver.di-Zeiten hatte der Verwaltungsangestellte aus dem hannoverschen Arbeiterkiez Linden Regierende ohne Rücksicht auf die Farbenlehre attackiert: Auch mit dem einstigen SPD-Ministerpräsident Sigmar Gabriel hatte sich Denia gefetzt. Gestern polterte er gleich weiter: Regierungschef Christian Wulff (CDU) mache Politik zugunsten von Kapital und Unternehmertum, betreibe eine Sackgassenpolitik, das niedersächsische Kombilohn-Modell sei völlig wirkungslos. Aber, so Denia, „die Landesregierung nimmt ja keinen Rat an“.

Die Aufgabe von Jüttners Schattenmann ist klar: Der sich formierenden Linkspartei Wähler abluchsen – viele Ver.di-Kollegen sind dort Mitglied geworden. Linken-Jäger Denia schloss gestern eine Koalition mit der Partei nicht ausdrücklich aus, betonte aber, das sei doch nur ein Nebenkriegsschauplatz.

Jüttner will die SPD wieder zur stärksten Partei machen. Dafür müssten die 700.000 Anhänger, die bei der Wahl 2003 (33,4 Prozent) ins Nichtwählerlager abdrifteten, wieder bei den Genossen ankreuzen. Im Falle eines Wahlsieges solle Denia ein neu geschnittenes Arbeitsressort führen. Es gebe gute Gründe, die Bündelung der Themen Wirtschaft und Arbeit in einem Ministerium wieder zu entzerren, sagte Jüttner. Mit Denia öffne sich die SPD nach Linksaußen, sagte CDU-Generalsekretär Ulf Thiele. „Für uns ist klar, sie würde in Niedersachsen mit den Kommunisten zusammenarbeiten.“ KSC