Filmarbeit für Arbeitsfilme

Arbeitslosigkeit kann auch Spaß machen. Zumindest noch bis zum 11. September. Seit gestern zeigt das Hamburger 3001-Kino die Kurzfilme zum Thema „Arbeit“ vom Internationalen Kurzfilmfestival Hamburg.

Lockend, auch finanziell, war der Wettbewerb, den die Kulturstiftung des Bundes zusammen mit der Kurzfilmagentur Hamburg, dem ZDF und Arte zu diesem Thema ausschrieb. Das Motto „Mach doch, was Du willst“ ist schon lange nicht mehr als Appell an die Freiheit zu verstehen – sondern als Kapitulation. Da kann man machen, was man will – mit dem Traumjob oder dem gesicherten Einkommen wird es leider nichts.

Die knüppelharte Muskel-Maloche oder geschickte Handarbeit braucht es seit der rationalen Technisierung und Effizienzsteigerung immer weniger. Schlecht bezahlt wird sie zudem. Gefragt ist Kopf-und Spezialisten-Arbeit. In 11 „Kurzfilmen zum Wandel der Arbeit“ wird das existenzielle Thema betrachtet.

Zum Beispiel eiskalt, wie in „Outsourcing“. Eine Familie reduziert sich nach wirtschaftlicher Prüfung auf ihre effizientesten Mitglieder. Oder einfühlsam, wie bei Jan Peters quasi-dokumentarischem Werk „Wie ich freier Reisebegleiter wurde“. Oder zuversichtlich- naiv, so zumindest sind die Erwartungen von Kindern und Jugendlichen in Anna Wahles Film: Die kleine Pferdepflegerin möchte dann doch lieber Freunde statt Arbeit, wenn es hart auf hart kommt, denn: „Mit Pferden kann man nicht ins Kino gehen.“

Ganz real und unglaublich ist das „Wirtschaftswunder“, auf das Andreas Teuchert in einer Kommune stößt, in der alles funktioniert. Auch das „Peter- Prinzip“ ist schlüssig und hübsch anzusehen. Die Animationsfiguren von Jim Lacy und Kathrin Albers sind mittels der „negative selection“ ebenfalls um höchste Effizienz im Betrieb bemüht. Nach der Theorie des Soziologen Laurenz Peter wird jeder Arbeitnehmer so lange befördert, bis er eine Position erreicht hat, für die er nicht mehr kompetent genug ist. Geprüft wird die Theorie in einer Fabrik für Schwimmreifen.

Die Hamburger Filmemacherin Silke Fischer machte aus dem Klima, das der postmoderne Kapitalismus erzeugt hat, eine Komödie. In „Hamsterjob“ geht es um sich mit Billigjobs durchschlagende junge Leute, die sich miteinander anfreunden und eine neuartige Jobvermittlung für Insider gründen. Ob diese neben allen auch noch stattfindenden Verwechslung-, Liebes- und Lebensgeschichten zur materiellen Grundversorgung der Gründer beitragen wird, kann man etwa ab Herbst herausfinden; dann ist die Premiere geplant.

Der zurzeit laufende Film „Schwarze Schafe“ von Oliver Rihs portraitiert das heutige Berlin – und logischerweise bauen sich alle Episoden vor dem Grundthema des Arbeitskampfes auf. Junge Menschen in Geldnot kommen auf eigentümliche Beschaffungsideen, die Wiederbelebung einer Utopie oder einen neuen Entwurf über Sinn des Lebens. Je nachdem, wie sie an das Problem herangehen: Der eine, Handmodel und Hochstapler, erschleicht sich eine Portion Luxus und eine reiche Dame; politisch Aktive gründen das „Bündnis für Arbeit ohne Geld“ und türkische Neuköllner Tagediebe entdecken die Natur. Dargestellt ist alles von bekannten Schauspielern, die konsequenterweise umsonst mitspielten.

Nicht umsonst ist der Eintritt ins Kino, aber vielleicht kann der eine oder andere diese Ausgabe unter „Fortbildungskosten“ steuerlich absetzen. IMKE STAATS