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Archiv-Artikel

Redakteure sind keine Richter!

betr.: „Das Gesicht des Terrors“, taz vom 7. 9. 07

Dass es wieder einmal die üblichen Verdächtigen sind, die mit Ihrer Berichterstattung die Grenzen von Fairness und Anstand überschreiten, ist wohl kaum verwunderlich. Dass allerdings auch die dpa auf journalistische Grundsätze pfeift, finde ich erstaunlich. Geht man davon aus, dass die Agentur hauptsächlich gut ausgebildete Fachkräfte beschäftigt, dann sollte man doch meinen, dass eben diese schon mal was von Ethik gehört hätten. Und es ist wohl keineswegs ethisch einwandfreies Verhalten, Bilder von Menschen, die einer Straftat lediglich verdächtigt werden, unverpixelt zu verbreiten.

In unserer Gesellschaft gelten Verdächtige so lange als unschuldig, bis vor einem Gericht ihre Schuld bewiesen wurde und ein rechtskräftiges Urteil gefallen ist. Das scheinen die zuständigen Redakteure nur zu gern vergessen zu haben. Deshalb zur Erinnerung: Redakteure sind keine Richter!

Ernüchternd ist zweifellos auch die Einschätzung des Presserates: Wer dieses Verhalten als akzeptabel bewertet, weil es ein öffentliches Interesse an den Abbildungen Verdächtiger gebe, der ist sich wohl kaum im Klaren, wie sich dieses öffentliche Interesse definiert. In diesem konkreten Fall besteht das wohl hauptsächlich aus plumper Neugier und Sensationsgeilheit. KLAS BÖMECKE, München

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