: Trabrennbahn wird verzockt
Gelände in Bahrenfeld weckt Begehrlichkeiten. Der Bezirk wehrt sich gegen ein Wohngebiet und wünscht sich Sport. Dem Verein Altona 93 kommt das gelegen: Er will ein neues Stadion bauen
Die Bahrenfelder Rennbahn ist das Reich der Zocker. Zu den regelmäßig stattfindenden Rennen kommen vor allem Leute, die auf die Pferde wetten wollen. Mit dem, was hier verspielt wird, lässt sich aber nicht mehr genügend Geld verdienen, um die Rennbahn zu unterhalten. Die Betreibergesellschaft wurde insolvent. Mit einer Doppelrennbahn für Traber und Galopper in Horn will der Senat der Stadt die Sportart erhalten. knö
VON GERNOT KNÖDLER
Der Sportverein Altona 93 hat ein Auge auf die Trabrennbahn in Bahrenfeld geworfen. Der Verein überlegt, sein bisheriges Stadion, die Adolf-Jäger-Kampfbahn, zu verkaufen, um sich mit dem Erlös kompakte neue Sportanlagen zu bauen. Der Plan könnte zu den Vorstellungen der Altonaer Bezirkspolitiker passen. CDU, GAL und SPD wollen verhindern, dass das Rennbahngelände mit Wohnungen und Gewerbebauten zugepflastert wird, sollte der Betrieb bald nach Horn verlegt werden.
Zankapfel ist ein riesiges, überwiegend unbebautes Gelände beim Altonaer Volkspark. Was hier passiert, muss sich einfügen in die geplante Umgestaltung des gesamten Volksparks und der angrenzenden Grünflächen. Noch in diesem Herbst will der Senat einen Masterplan für das 1,7 Quadratkilometer große Areal vorstellen. Angedacht ist, aus dem Park „die erste Adresse des Sports“ zu machen. Bereits beschlossen ist eine neue Trainingshalle für die Eishockey-Mannschaft „Hamburg Freezers“ und für HSV Handball. Ein Umzug des Tennisstadions vom Rothenbaum nach Bahrenfeld ist wieder vom Tisch, doch sollen neben den Profis auch die Breitensportler mit überdachten Spielanlagen, Beachvolleyball-Feldern und Trimm-Dich-Parcours beglückt werden. Ein „Volksparkbündnis“ aus der Nachbarschaft kämpft gegen die befürchtete Kommerzialisierung des Parks.
So gut wie fest steht, dass die Traber auf eine neu zu bauende Doppelrennbahn auf dem Rennbahngelände in Horn umziehen werden. Der Senat habe eine entsprechende Richtungsentscheidung getroffen, sagt Alexander Luckow, der Sprecher der Bildungsbehörde. Über das, was mit dem Bahrenfelder Rennbahngelände geschehen soll, gehen die Meinungen zwischen Senat und Bezirk jedoch offenbar auseinander. „Da deutet sich ein Konflikt an“, sagt Sven Hielscher, der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Altonaer CDU. Die Koalitionspartner GAL und CDU wollen ebenso wie die oppositionelle SPD das Gelände weitgehend frei halten und nur eine Bebauung entlang der Luruper Chaussee zulassen. Die Fläche solle auch in Zukunft Parkbesuchern, Sportlern und Großveranstaltungen, etwa Pop-Konzerten, zur Verfügung stehen.
Der Senat will sich noch nicht näher äußern. Dem stellvertretenden Altonaer SPD-Fraktionsvorsitzenden Stefan Krappa macht allerdings ein Blick in den Entwurf des räumlichen Leitbildes für Hamburg Sorgen. Als „potenzieller Wohnstandort“ käme dort nämlich auch die Trabrennbahn in Frage. Der Senat plane offensichtlich, mit dem Verkauf des Bahrenfelder Geländes die Rennbahn in Horn zu finanzieren, spekuliert Krappa. Doch das Areal sei zu schade, um es der Bauwut zu opfern.
Die Altonaer Bezirkspolitiker sähen es gerne, wenn der Hamburger Sportbund sein in Wentorf geschlossenes Bildungs- und Trainingszentrum hier neu eröffnen und seine Verwaltung nach Bahrenfeld verlegen würde. Außerdem könnte ein neues Sportstadion mit um die 10.000 Plätzen hier gebaut werden.
Als Bauherr und Betreiber käme Altona 93 in Frage. Der Vereinsvorstand versucht gerade, die Mitglieder für die Idee zu gewinnen, die Adolf-Jäger-Kampfbahn zu verkaufen: Mitten im Wohngebiet, unweit der S-Bahnstation Bahrenfeld gelegen, belästige sie mit Licht und Lärm die Anwohner. Das alte Stadion ist zu groß und renovierungsbedürftig. Für das Grundstück ließe sich ein guter Preis erzielen. Der Verein ist nach eigenen Angaben mit einem Interessenten weitgehend einig geworden. Jetzt sucht er ein Ersatzgrundstück, auf dem er die Trainingsmöglichkeiten für alle Mannschaften und Sportarten konzentrieren will.