: Super-Hafen wird deutlich teurer
Hafenbauexperte rechnet damit, dass der Jade-Weser-Port mindestens 50 Millionen Euro teurer wird als bisher angenommen. Zeitverzögerungen machen Stahl teurer. Wirtschaftsminister Hirche will im Jahr 2010 fertig sein
Der Bau des Jade-Weser-Ports in Wilhelmshaven kostet die öffentliche Hand voraussichtlich über 50 Millionen Euro mehr als bislang geplant. „Das ist gar nichts“, sagte ein mit dem Vorgang vertrauter Hafenbauexperte zur taz. Bislang gehen die Landesregierungen in Niedersachsen und Bremen davon aus, dass der Bau 600 Millionen Euro verschlingt, der Betreiber Eurogate will weitere 350 Millionen in den Tiefwasserhafen stecken.
Für die Kostensteigerung ist der Zeitdruck bei dem Projekt zuständig: „Der Zeitplan 2010 ist aus heutiger Sicht einzuhalten“, sagte Wirtschaftsminister Walter Hirche (FDP) am Dienstag in einer Sondersitzung des Wirtschaftsausschusses im niedersächsischen Landtag. Die Papenburger Baufirma Bunte werde „alles daran setzen, den Zeitplan einzuhalten“, betonte Hirche. Bunte gilt als Sieger der Ausschreibung, nachdem in der vergangenen Woche Mitbieter Hochtief aus Essen in einem Urteil des Oberlandesgerichts Celle vom Verfahren ausgeschlossen worden war. Allerdings ist die Inbetriebnahme des Jade-Weser-Ports in drei Jahren nur durch Sonderschichten und den verstärkten Einsatz von Baggern und Rammen machbar, betonte der Hafenbauexperte: „Das geht leicht in die zig Millionen.“ Zudem basierten die Angebote für das erste Baulos in Höhe von 500 Millionen Euro noch auf Preisen von vor rund 15 Monaten. Im Super-Hafen sollen rund 80.000 Tonnen Stahl und 600.000 Tonnen Wasserbausteine installiert werden. Wie teuer die Materialien tatsächlich werden, hänge vom endgültigen Bauauftrag ab. „Erst dann kann man bestellen, wenn man kein Risiko eingehen will“, erklärte der Fachmann. Außerdem gab er zu bedenken, dass an kurze Lieferzeiten wegen der angespannten Lage auf dem Stahlmarkt nicht zu denken sei. Das könnte den Baubeginn weiter verzögern.
Auch Wirtschaftsminister Hirche gab zu, dass der bislang angepeilte Baubeginn im Herbst dieses Jahres möglicherweise nicht zu halten ist. Zwei Eilanträge vor dem Oberverwaltungsgericht Lüneburg könnten den Termin auf Anfang 2008 verzögern. Außerdem müsse das Land vor der endgültigen Vergabe des Auftrags an Bunte noch mögliche Einwände der bislang unterlegenen Baufirma Wayss & Freytag abwarten. Mit einem Auftrag rechne er frühestens in zwei Wochen. „Das Land baut hier keine Hundehütte“, sagte Dieter Möhrmann (SPD). Deshalb sollte „uns allen daran gelegen sein, dass wir zu Potte kommen“.
KAI SCHÖNEBERG