: Konservative Frauen gesucht
Der CDU in Schleswig-Holstein gehen die Kandidaten zur Kommunalwahl aus. Die Partei besinnt sich auf ein unentschlossenes Potenzial: Die Frauen. Für eine verbindliche Quote begeistern sich aber vor allem die CDU-Männer
Bei der Frage nach Frauenförderung verwies die CDU bislang gern triumphierend auf Angela Merkel: Kanzlerin, Parteichefin – und das alles ohne Quotenregelung. Aber eine weibliche Spitzenkraft reicht nicht: „Wir brauchen mehr Frauen in Führungspositionen, wir haben da Schwächen“, sagte der Geschäftsführer der CDU Schleswig-Holstein, Daniel Günther, gestern in Kiel. Gemeinsam mit Astrid Damerow, Mitglied des Landesvorstandes und der Frauenunion, erklärte Günther, wie die CDU mehr Frauen gewinnen und an die Partei binden könnte. Ganz einig waren sich die beiden nicht: Günther sprach sich für eine Quote aus: „Ich habe da meine Meinung geändert, das freie Spiel der Kräfte reicht nicht aus.“ Damerow dagegen plädierte dafür, bei dem bisherigen unverbindlichen Quorum zu bleiben. „Es muss aber mit Leben gefüllt werden.“ Träten mehr Frauen der CDU bei, so ihre Hoffnung, „drängen auch mehr in die Mandate“.
Zurzeit sind Frauen in parteiinternen Ämtern und Würden nicht gut vertreten: Von den zurzeit 27.100 Mitgliedern der Landespartei sind gut 6.700 weiblich, etwa ein Viertel. Spiegelt der Frauenanteil in der Landtagsfraktion gerade noch dieses – schlechte – Verhältnis wider, entsandte die Nord-CDU in den Bundestag von acht Abgeordneten nur eine Frau. Zum Nachdenken bringt die Partei aber vor allem, dass die Zahl der Sympathisantinnen stetig sinkt. „Alle Daten machen deutlich, dass die CDU bundesweit Wählerinnen verliert“, sagte Günther. Das Projekt, mehr Frauen in die Partei zu holen, läuft daher in ganz Deutschland an – allerdings gibt es in Schleswig-Holstein akuten Handlungsbedarf. Denn im Mai 2008 finden Kommunalwahlen statt. Um alle Listen zu füllen, braucht die CDU – genau wie die SPD – ohnehin mehr Freiwillige. Daher sollen alle die CDU–Mitglieder neue werben, vorzugsweise Frauen.
Aber leider finden „gerade jüngere Frauen Politik offenbar nicht spannend“, bedauerte Damerow: „Frauen wollen sich konkret und zielgerichtet einsetzen, ihre Mitarbeit soll etwas bewirken.“ Denkbar seien daher Projekte, in denen Interessierte sich kurzfristig engagieren. Fortbildungen für künftige Mandatsträgerinnen sowie ein Mentoring-Programm, bei dem erfahrene PolitikerInnen Neulinge unterstützen, sind weitere Bausteine im CDU-Konzept. Ihr Ziel bis zur Kommunalwahl, erklärte Damerow, seien drei Prozent mehr weibliche Abgeordnete – landesweit wären das 200 Frauen. ESTHER GEISSLINGER