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Deutsches Mittelmaß

In einem Standortvergleich belegt Deutschland den 8. von 17 Rängen. Auch bei Nachhaltigkeit sticht es nicht heraus

BERLIN taz ■ Deutschland ist nicht der ökologische Vorreiter, als den die Bundesregierung es gern darstellt. Für die gleiche Wirtschaftsleistung verbrauchten die Deutschen im vergangenen Jahr mehr primäre Energie und produzierten mehr Kohlendioxid (CO2) als der Euro-Raum insgesamt – und auch als Brasilien oder Japan. Das zeigt ein Ranking der Allianz SE, das deren Volkswirte am Mittwoch in Berlin vorstellten. Insgesamt gesehen liegt Deutschland als Wirtschaftsstandort im Mittelfeld auf dem 8. von 17 Plätzen – gleichauf mit den USA. Top-Länder sind Schweden, die Niederlande und Großbritannien.

Für die Studie haben die Autoren die 17 größten Volkswirtschaften der Welt verglichen. Untersucht wurden wirtschaftliche Leistungskraft und Dynamik, Verfügbarkeit von Kapital, Arbeit und technologischem Wissen sowie fiskalische und ökologische Nachhaltigkeit.

Dazu zogen die Ökonomen ausschließlich „Fakten“ heran, wie Allianz-Chefvolkswirt Michael Heise sagte. Bei Standortrankings werden meist Umfragen ausgewertet. Spitzenreiter sind dann oft China, die USA und Indien. „Das hat mit der schieren Größe zu tun“, so Heise. „Diesen Faktor wollten wir herausnehmen.“ Die Allianz-Leute brachen die Werte deshalb auf Pro-Kopf-Zahlen oder ihren Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP), also der Summe aller jeweils im Land hergestellten Waren und Dienstleistungen, hinunter.

Das Ergebnis: In der Gesamtwertung rangieren die großen Schwellenländer hinten. Als bestes Schwellenland belegt China den 13. Platz. Unangefochten vorn liegen diese Länder aber im Teilranking zur Dynamik. Hier kann nur Schweden mithalten.

Deutschland erreicht seine beste Platzierung bei der wirtschaftlichen Leistungskraft: Rang 7 – vor allem wegen der Exportstärke. Die Allianz-Experten weisen aber darauf hin, dass das Land „im Hinblick auf sein Wohlstandsniveau im Vergleich mit dem europäischen Durchschnitt spürbar an Boden verloren“ habe. Das BIP pro Kopf liegt inzwischen unter dem Durchschnitt der 15 alten EU-Länder.

Im Nachhaltigkeitsranking, in dem neben dem CO2-Ausstoß und der Energieeffizienz auch die Leistungsbilanz und der Schuldenstand berücksichtigt werden, belegt Deutschland den 9. Rang. „Bei den Umweltwerten sollte man das nicht überbewerten“, sagte Heise. Die Einzelwerte der Länder lägen „sehr dicht beieinander“, absolut seien die Abweichungen zumindest beim Verbrauch von Primärenergie „gar nicht so groß“. Beim CO2-Ausstoß schlügen dagegen der hohe Anteil an Kohlekraftwerken und verarbeitendem Gewerbe zu Buche. BEATE WILLMS

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