: Das Chaos als Chance
VON ANTJE LANG-LENDORFF
Es klingt zunächst nach einer bedenklichen Nachricht: Vier Monate vor dem Karneval der Kulturen ist nicht klar, wer das Spektakel organisieren soll und ob das Großereignis so wie in den vergangenen Jahren überhaupt stattfinden kann. In der Tat bedeutet das für alle Beteiligten Stress. Doch die Krise bietet auch eine Chance: Mehr denn je haben die teilnehmenden Gruppen gemeinsam mit dem Senat jetzt die Möglichkeit, den Karneval noch mal neu zu denken.
Als der Karneval vor knapp 20 Jahren gegründet wurde, war die Erinnerung an brennende Asylbewerberheime noch frisch, der Umzug ein Zeichen der Toleranz. Von diesem Impetus spürte man in den letzten Jahren nicht mehr allzu viel. Was auch daran liegen dürfte, dass inzwischen viele professionelle Gruppen wie Clubs mitfahren. Kritik am Umzug gab es denn auch genug: Als „Migrantenstadl“ wurde die Veranstaltung bezeichnet, als Inszenierung von Ethnokitsch.
Eine Nummer kleiner
Gerade in Zeiten von Pegida bietet es sich für die Karnevalsmacher an, sich auf die Gründungsidee zu besinnen. Man muss den Karneval nicht komplett neu erfinden, das würde auch nicht funktionieren. Aber vielleicht wäre es gar kein Fehler, das Ganze eine Nummer kleiner zu machen, auf den ein oder anderen Truck zu verzichten – und dafür wieder mehr Gedanken auf Inhalte zu verwenden.
Nicht falsch verstehen: Spaß machen muss das Ganze natürlich trotzdem. Darum geht es schließlich beim Karneval.