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Archiv-Artikel

„Verschiedene Standards“

NACHHALTIGKEIT Handelskammer-Diskussion über die unübersichtlich vielen Siegel des Fairen Handels

Von PS
Katharina Mittenzwei

■ 30, studierte Ethnologie und ist seit 2012 Fairhandelsberaterin beim Hamburger Verein Mobile Bildung

taz: Frau Mittenzwei, was tun Sie als „Fairhandelsberaterin“?

Katharina Mittenzwei: Ich biete Beratung und Fortbildung für Fachgeschäfte des Fairen Handels – die „Weltläden“ –, für Aktionsgruppen, Kirchengemeinden und andere Interessenten. Das kann von der Geschäftsgründung über die Führung ehrenamtlicher Mitarbeiter bis zur Sortimentsgestaltung reichen.

Worin besteht Fairer Handel?

Er ist eine Partnerschaft zwischen Süd und Nord, basierend auf Dialog und Transparenz. Er setzt sich ein für bessere Handelsbedingungen, soziale Rechte, nachhaltige Entwicklung, die Umstellung auf biologische Landwirtschaft und langfristige Handelsbeziehungen.

Die heutige Diskussion verspricht den „Durchblick im Logo-Dschungel“. Ist der so dicht?

Ja, es gibt unzählig viele Siegel. Aber nur im Weltladen kann man sicher sein, dass die Waren zu 100 Prozent fair gehandelt sind.

Auch Lidl wirbt mit dem „Fairtrade“-Siegel.

Ja, aber es erfüllt viel niedrigere Standards.

Wie entsteht so ein Siegel?

Jedes Siegel durchläuft einen Monitoring-Prozess. Der betrifft meist nicht nur die Partner im Süden, sondern auch die Unternehmen, die das Produkt hier verkaufen. Die strengsten Standards hat die World Fair Trade Organization WFTO, ein Zusammenschluss 70 internationaler Fair-Handels-Organisationen.

Und die Monitoring-Firma „Fairtrade“, die die Lidl-Waren zertifiziert, ist die Konkurrenz?

Jedenfalls setzt „Fairtrade“ niedrigere Standards als die WFTO. Man muss klar unterscheiden zwischen Fairem Handel und „Fairtrade“. „Fairtrade“ ist ein eigenes Unternehmen.

Sie werden heute auch über Fairen Handel in der Gastronomie diskutieren. Kann das funktionieren?

Ein Gastronom könnte schrittweise einsteigen und erst mal fairen Zucker verwenden. Dann könnte er Kaffee hinzunehmen, faire Gewürze – und damit werben.  INTERVIEW: PS

„Durchblick im Logo-Dschungel: Was bedeutet Fairer Handel für Gastronomie und Einzelhandel?“Diskussion mit Katja Tauchnitz (Fair- Trade-Stadt Hamburg), Katharina Mittenzwei, Albrecht Voigt (Süd-Nord-Kontor), Volker Wiem (Edeka): 10–12 Uhr, Handelskammer, Adolphsplatz 1