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In der Handball-Bundesliga spielten am Wochenende sowohl die SG Flensburg-Handewitt als auch der HSV Hamburg unentschieden. Das freute den THW Kiel, der spielfrei hatte und nun mit einem Punkt Vorsprung die Tabelle anführt
Wenn zwei Mannschaften jeweils nur unentschieden spielen, reibt sich die dritte begeistert die Hände. Der Gewinner des fünften Spieltages in der Handball-Bundesliga ist – der THW Kiel. Das verwundert zunächst doch etwas, weil der Rekordmeister und Tabellenführer (10 : 0 Punkte) am Samstag ja gar nicht im Einsatz war, sondern schon zehn Tage zuvor gegen GWD Minden mit 32 : 18 gewonnen hatte. An manchen Tagen aber dürfen sich die Kieler „Zebras“ auch auf dem heimischen Sofa bei Kaffee und Kuchen als Sieger fühlen. Tusem Essen und den Rhein-Neckar-Löwen, die in der vergangenen Saison noch unter SG Kronau-Östringen firmierten, sei Dank!
Dem Aufsteiger Essen gelang in letzter Sekunde das 29 : 29 gegen die SG Flensburg-Handewitt, und der HSV Hamburg musste sich zu Hause mit einem 28 : 28 gegen die Rhein-Neckar-Löwen begnügen. Damit büßten sowohl Flensburg als auch Hamburg einen Punkt auf den THW ein. Klingt nicht nach sonderlich viel, könnte es aber sein. Schließlich deutet angesichts der Souveränität der Kieler und auch der Klasse der anderen Spitzenmannschaften in der Bundesliga einiges darauf hin, dass der kommende Meister nicht mehr als sechs Minuspunkte aufweisen wird. Flensburg (jetzt 9 : 1 Punkte) und der HSV (7 : 1) haben demzufolge das erste Sechstel schon in Anspruch genommen.
Am kommenden Sonnabend findet in der Flensburger Campushalle das Nordderby zwischen der SG und dem THW statt. Eine Niederlage darf sich Flensburg nicht leisten, um nicht schon vorzeitig viel zu viel Boden auf die Zebras zu verlieren. „Ein Start mit 10 : 0 Punkten wäre bei dem nun anstehenden Programm sicherlich besser gewesen“, sagte SG-Geschäftsführer Fynn Holpert nach dem unglücklichen Remis in Essen. Die Partie gegen Kiel bildet nur den Auftakt zu einem Programm, das es in sich hat. Fünf Tage nach dem Derby gegen den THW empfängt Flensburg im ersten Spiel der Champions League das spanische Ausnahmeteam Ciudad Real (27. September). Nur weitere drei Tage darauf muss die SG beim HSV antreten.
In Hamburg herrschte am Samstag Ungewissheit darüber, ob gegen die Rhein-Neckar-Löwen nun ein Punkt verloren oder gewonnen worden sei. Schließlich hatte der HSV bis zur 43. Minute mit fünf Toren zurückgelegen und erst durch einen Kraftakt eine Niederlage verhindert. „Es ist alles okay“, sagte HSV-Trainer Martin Schwalb. „Wir haben gekämpft wie die Löwen. Und wir hauen jetzt ja auch nicht jede Mannschaft aus der Halle. Kronau ist schließlich kein Team, das auf der Wurstsuppe dahergeschwommen kommt, wie man im Schwäbischen sagt. Man muss da einfach insgesamt mal ein bisschen ruhiger werden.“
HSV-Präsident und -Mäzen Andreas Rudolph, der vor Beginn der Saison die Meisterschaft als Ziel ausgegeben hatte, entschloss sich in einem Anflug von Pragmatismus dazu, das Remis in eigener Halle als etwas Positives einzuordnen. „So ein Punkt kann am Ende die Meisterschaft bringen“, sagte er. Der verlorene Punkt kann am Ende aber auch die Vizemeisterschaft bedeuten.
Christian Görtzen