: Opposition stellt Übergangsrat offiziell vor
SYRIEN Burhan Ghalioun, designierter Chef des Gremiums, fordert den Schutz der Bevölkerung und lehnt eine Verletzung der Souveränität des Landes ab. Das Regime verkündet die Rückeroberung von Rastan
ISTANBUL afp | Sechs Monate nach Beginn der Proteste in Syrien hat die syrische Opposition erstmals eine gemeinsame Führung. Im Syrischen Nationalrat seien alle Kräfte der friedlichen Revolution und der Opposition im In- und Ausland vereint, sagte der designierte Vorsitzende des Rats, Burhan Ghalioun, am Sonntag in Istanbul.
Der Syrische Nationalrat stehe allen Syrern offen, sagte Ghalioun nach einem Treffen in Istanbul. Ghalioun, der als Wissenschaftler in Paris arbeitet, rief die internationalen Organisationen auf, ihrer Verantwortung zum Schutz des syrischen Volkes gerecht zu werden und sich für ein Ende der Menschenrechtsverletzungen einzusetzen. Zugleich betonte er, der Nationalrat lehne jede auswärtige Intervention ab, welche „die Souveränität des syrischen Volks“ untergrabe.
Anfang November werde die Generalversammlung mit 190 Mitgliedern wahrscheinlich in der Türkei zusammenkommen, sagte die designierte Sprecherin Bassma Kodmani. Der Nationalrat soll demnach einen Präsidenten, ein siebenköpfiges Exekutivkomitee und ein Generalsekretariat mit 29 Mitgliedern haben. Die Bildung des Nationalrats war bereits Ende August bekannt gegeben worden, doch gehörte ihm bisher nur ein Teil der syrischen Opposition an.
Nach Angaben des Nationalratsmitglieds Hassan Haschimi sollen dem Generalsekretariat sechs Vertreter der Lokalen Koordinierungskomitees angehören, welche die Protestbewegung vor Ort leiten. Zudem soll die Muslimbruderschaft mit fünf und die Gruppe der Damaskus-Erklärung sowie die liberale Gruppe unter Führung Ghaliouns mit jeweils vier Abgesandten vertreten sein. Die anderen Mitglieder sollten vier Kurden, ein Christ und vier Unabhängige sein.
Nach tagelangen Kämpfen mit Deserteuren brachte die Armee die Stadt Rastan wieder unter ihre Kontrolle. Nach Angaben von Aktivisten hatten Deserteure Widerstand gegen die Regierungstruppen geleistet. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte teilte mit, zahlreiche Häuser seien bei den Kämpfen zerstört worden, die soziale Lage sei „sehr schlecht“.