: Künstlerisch wertvoller Trend
Zum 25. Geburtstag der Schauburg stehen auch in Bremen die Programmkinos wirtschaftlich wieder besser da als noch 2005. Der Grund: Die Menschen sehen wieder mehr „anspruchsvolle“ Filme
von Jan Zier
Keine zwei Jahre ist es her, da wurde allenthalben über das Kinosterben lamentiert, über den Niedergang des Programmkinos im Zeichen von Multiplex-Palästen. Einzelne Häuser in Bremen verzeichneten damals Besucherrückränge von bis zu 25 Prozent, ganze Vorstellungen entfielen. Zuvor war schon das Neue Filmstudio am Herdentorsteinweg geschlossen worden, auch Europa, U. T., Ufa und Stern hatten in jüngerer Vergangenheit die Rollläden herunterlassen müssen. „Doch seit dem schlimmen Jahr 2005 hat sich die Lage wieder beruhigt“, sagt Manfred Brocki, Betreiber der Bremer Filmkunsttheater, zu denen neben der Gondel und dem Atlantis vor allem die Schauburg gehört. Die feiert an diesem Wochenende ihren 25. Geburtstag. Und ihre wirtschaftlichen Aussichten sind wieder gut.
200.000 BesucherInnen zählten die drei Filmkunsttheater im vergangenen Jahr, in diesem Jahr werden es voraussichtlich gut zehn Prozent mehr sein. Gut die Hälfte dieses Zuwachses entfällt allein auf die Schauburg. Damit liegt sie im bundesweiten Trend: Die gut 600 deutschen Programmkinos verzeichneten in diesem Jahr bereits ein BesucherInnenplus von 17,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Ihr Marktanteil liegt derzeit bei knapp zwölf Prozent.
„Es findet derzeit eine Rückbesinnung auf anspruchsvolle Filme statt“, sagt Brocki – eine Entwicklung, die gerade den Programmkinos zugutekomme. „Zusammen ist man weniger allein“ von Claude Berri beispielsweise, derzeit in der Schauburg zu sehen, läuft dort besser als im Bundesdurchschnitt, sagt Brocki – und auch besser als im Cinemaxx am Bahnhof. Für Filme wie diesen gehe man nicht unbedingt in ein Multiplexkino, sagt Brocki. Und bei der Qualität sei man, entgegen landläufiger Meinung, durchaus ebenbürtig: In der Schauburg wird man nicht müde zu betonen, dass die dortige Bild- und Tontechnik keineswegs hinter den Kinopalästen herhinke: „Wir waren das erste Kino in Bremen mit digitalem Ton. Und wir waren hier das erste Kino mit digitalem Bild.“
Überhaupt war die Schauburg das erste für Tonfilme eingerichtete Kino in ganz Bremen. 1929 war das, und damals verfügte es noch über gut 1.000 Sitzplätze. Die heute verbliebenen knapp 400 Sessel in inzwischen zwei Sälen entsprechen gerade noch dem Balkon des einstigen Galakinos. Dort, wo einst das prunkvolle Foyer sich befand, steht heute ein Supermarkt. Im Krieg zerstört, wurde die Schauburg zwar wieder aufgebaut, aber es ging erst einmal lange bergab mit ihr – zu Beginn der Achtziger Jahren Jahren war sie nur mehr ein schmuddeliges Pornokino. 1982 wurde schließlich der „Kulturverein Schauburg“ gegründet, und vom 17. September an gab es die heutige Schauburg.
Die Konkurrenz der inzwischen drei Multiplex-Kinos in der Stadt habe der Schauburg bisweilen sogar genützt, sagt Brocki – ab und an liefen anspruchsvolle Filme sogar ausschließlich in den Bremer Filmkunsttheatern, nicht aber auf den Leinwänden der großen Ketten. Dabei ist das Programmkino-Publikum überwiegend gut gebildet, so die Arbeitsgemeinschaft Kino-Gilde Deutscher Filmkunsttheater, dabei über 30, und zumeist weiblich. Was fehlt, ist die Jugend unter 25 Jahren.
In der Schauburg setzt man deshalb auf weiterhin neu anlaufende Kinder- und Jugendfilme, auch wenn das „eher eine Investition in die Zukunft darstellt“, wie Brocki sich ausdrückt, ein Zuschussgeschäft also. Kinderfilme aus dem Repertoire indes laufen in Zeiten von DVD-Kollektionen nicht mehr so gut.
An diesem Wochenende wird denn auch unter anderem „Gordos Reise ans Ende der Welt“ zu sehen sein, Synchronsprecher Peter Lustig ist am Sonntag persönlich anwesend. Eigentliches Highlight ist aber die Vorpremiere von Fatih Akins neuem Film „Auf der anderen Seite“, der zum Teil in Bremen gedreht wurde. Akin kommt am Samstag in die Schauburg. Die Vorstellung ist lange ausverkauft.