… der Bildungsstreik? : Auf der Isomatte pennen
In knapp zwei Wochen beginnt die Vorlesungszeit an den Universitäten. Anders als in den Wintersemestern zuvor wird sie dieses Mal ohne Bildungsstreik beginnen. In diesem Semester wird niemand das Audimax besetzt halten, keiner – wie vor zwei Jahren – die Hochschulrektorenkonferenz stürmen, dort auf den Tisch springen und brüllen: „Das macht mich alles wahnsinnig wütend!“ Der große, international vernetzte Bildungsstreik döst im Dornröschenschlaf vor sich hin. Nichts und niemand vermag ihn aufzuwecken, auch nicht die dezentralen Studentendemonstrationen vom Juni 2010, die selbst eher ermattet durch die Straßen deutscher Hochschulstädte rollten. Von welcher bösen Fee wurde der Bildungsstreik nur eingeschläfert? Schon nach der Stürmung der Rektorenkonferenz durch wütende Studenten hatten die Medien geschrieben, dass den Streikenden von allen Seiten entgegenströmende Verständnis drohe den Bildungsstreik zu ersticken.
„Wir haben keinen gemeinsamen Feind mehr“, klagt einer der Studenten, die im November 2009 besagte Konferenz sprengten und das Audimax der FU Berlin besetzten. „Früher waren es Schavan, der Bildungssenator von Berlin oder eben die Hochschulrektoren. Am Ende des Bildungsstreiks fehlte uns die Unterstützung der Studierenden selbst.“ Die sitzen scheinbar lieber in überfüllten Hörsälen auf der Treppe, als auf Isomatten in besetzten Uniräumen zu schlafen, mit der Hochschulleitung zu verhandeln und sich von früh bis spät an Plena und Arbeitsgruppen zu beteiligen. Die gefürchtete Generation Bildungsstreik, die in über hundert Städten Tausende auf die Straßen brachte, ist auf der Isomatte zum Erliegen gekommen. „Am Ende besetzten nur noch fünf Personen das Audimax dauerhaft“, sagt ein ehemals Bildungsstreikender. Heute hat er kein Interesse mehr am Bildungsstreik und Kontakt zu den ehemaligen MitstreiterInnen höchstens noch in nostalgischen Träumen. ali Foto: ap