: Konfuzius kommt nach Hamburg
In einer Kooperation zwischen den Universitäten Hamburg und Shanghai eröffnet China ein Konfuzius-Institut in Hamburg. Reine PR, sagen die Kritiker. Die Fortführung eines gleichberechtigten Dialogs, loben die Gründer
Glaubt man dem Vizepräsidenten der Hamburger Universität, wurde gestern mit der Gründung des Konfuzius-Instituts ein „wichtiger Baustein zur Internationalisierung“ Hamburgs gelegt. Und selbst jene, die in der Vergangenheit immer wieder ein stärkeres Augenmerk auf Menschenrechtsverletzungen in China gefordert haben, begrüßten die Eröffnung erst einmal. „China kann gerne PR-Arbeit machen, wenn daneben auch die harten Themen in der öffentlichen Auseinandersetzung stattfinden“, befand Manuel Sarrazin, menschenrechtspolitischer Sprecher der GAL Hamburg. Carsten Krause, der geschäftsführende Direktor des Konfuzius-Instituts, sieht in der deutsch-chinesischen Doppelkonstruktion eine besondere Chance: Da die beiden weiteren Stellen des Instituts, der Vizedirektor und eine Lektorenstelle, mit Chinesen besetzt werden, sei diese „eine besondere Chance für den Dialog, in dem wir ohnehin bereits stehen“. Eines schließt er jedoch aus: „Wir sind keine Menschenrechtsorganisation. Es wird nicht darum gehen, den chinesischen Staat generell anzuprangern“.
Das Hamburger Konfuzius-Institut ist nicht das erste seiner Art: Weitere existieren unter anderem in Berlin, Erlangen und Hannover, weitere sind geplant. Anders als die deutschen Goethe-Institute arbeiten die Konfuzius-Institute in Kooperation mit den deutschen Universitäten vor Ort. In Hamburg hat sich ein Trägerverein unter dem Vorsitz von Michael Friedrich, Professor am Asien-Afrika-Institut, gegründet. Friedrich sieht vor allem in der engeren Kooperation mit der Fudan-Universität in Shanghai, „einer der besten Chinas“, die sich ebenfalls am Institut beteiligt, einen Vorteil für die eigene Universität. Außerdem profitierten die Studierenden der nicht-sinologischen Fächer von den neuen Sprachkursen.
Das Angebot des Konfuzius-Instituts soll sich nicht nur an Studierende, sondern auch an Geschäftsleute und China-Interessierte wenden. Noch ist das Programm allerdings nicht komplett ausgearbeitet. Dennoch glauben Friedrich und Krause bereits jetzt, dass sich das Hamburger Institut in seinem Profil von dem der Nachbarn in den anderen Städten unterscheiden wird: „Es gibt Tausende mit chinesischem Pass hier“, sagt Friedrich. „Wir wollen versuchen, sie durch eine Plattform in den Dialog einzubinden“. Anders als der Leiter des Instituts in Erlangen, Schimmelpfennig, sieht er nicht die Gefahr, von der chinesischen Regierung vereinnahmt zu werden: „So naiv ist die Regierung nicht. Und selbst wenn es dazu kommen sollte – was ich nicht glaube – würden die Mitarbeiter sich dazu nicht einspannen lassen“.
Ob das Konzept finanziell aufgeht, sollen die nächsten Jahre zeigen. Denn anders als die Goethe-Institute sollen sich ihre chinesischen Pendants weitgehend selbst tragen. Die Hamburger Wissenschaftsbehörde hat 250.000 Euro als Anschubfinanzierung zur Verfügung gestellt, verschiedene Hamburger Firmen schießen jährlich einen „fünfstelligen“ Betrag zu, sagt Direktor Krause. Die Universität stellt die Räume, und China gibt – neben den beiden Lektoren – 72.000 Euro.
Auch die Kritiker schlafen nicht: Der Sprecher der Tibet-Initiative Hamburg, Helmut Steckel, will das Vorhaben „kritisch begleiten“. FRIEDERIKE GRÄFF