: taz im fluss – das Programm
JUBILÄUM Am heutigen Samstag laden wir Sie zu einer Schifffahrt ein. Zu sehen und zu hören gibt es dabei eine ganze Menge. Ein kleiner Ausblick auf das Programm
von Andreas Schnell
Heute ist es so weit: Die taz nord geht an Bord der Oceana – und Sie dürfen alle mitkommen. Natürlich dürfen Sie aber deutlich mehr erwarten als einfach nur eine Schifffahrt, auch wenn die allein schon nicht zu unterschätzen ist. Weil der Fluss, auf dem die taz nord feiert, auch einer ist, an dem sie arbeitet, und die Themen damit – fast wie Perlen auf einer Schnur aufgereiht – an selbigem Fluss liegen, nur, dass es eben nicht immer alles Perlen sind … Deswegen jedenfalls befriedigen wir bei der Gelegenheit nicht nur unser Bedürfnis danach, den 25-jährigen Bestand der hiesigen Redaktion zu feiern, sondern auch unsere Neugier.
Bürgermeister Jens Böhrnsen soll uns zum Beispiel etwas über die soziale Spaltung erzählen, die es bekanntlich auch in der manchmal so beschaulich wirkenden Hansestadt gibt, die zudem eine bedeutende Millionärsdichte aufweist. Patricia Stöckemann und Marcel Klett vom Theater Bremen werden wir bitten, uns etwas über die Erfahrungen des bundesweit immerhin einmaligen Modells des intendantenlosen Theaters mit kollektiver Leitung zu erzählen – ein im Grunde ja auch höchst taz-affines Modell.
Auch ein klassisches taz-Thema: Umwelt. Weshalb wir den BUND eingeladen haben, uns etwas über die Lage des Flusses zu erzählen. Weitere Geschichten vom Fluss fand die taz noch immer an dessen Ufern, wo seit ein paar Jahren Radio Bremen residiert, schon deutlich länger die Weserburg, aber auch Planetarium und Sternwarte – alles Themen, über die wir heute reden werden.
Damit es für niemanden zu wortlastig, zu anspruchsvoll, zu anstrengend, zu leise oder sonstwas werden kann, gibt es zum ersten für die lieben Kleinen auf der 16-Uhr-Tour in der Schiffs-Lounge die Geschichte vom „Maulwurf Grabowski“, dargeboten vom Theatrium, für Menschen ab drei Jahren zu sehen. Eltern sind ausdrücklich willkommen.
Für die etwas Größeren gibt es während aller drei Törns ein buntes Programm mit Musik und Theater. Den Reigen eröffnen De Fofftig Penns, die unerklärlicherweise immer noch keine Superstars sind, was wir uns höchstens mit der Sprachbarriere erklären können. Denn die drei Rapper aus Bremen Nord singen auf Platt. Und das nicht zu Heimatklängen von anno dunnemals, sondern zu denen von heute. Denn der Rap ist den jungen Leuten eben meist näher als das Schifferklavier, und die Geschichten aus der Nachbarschaft erzählt man sich heute lieber zu zeitgemäßen Elektro-Beats. Zum Geburtstag der taz nord werden Riemelmeester Malde und Kommodige Jaykopp ausnahmsweise als Duo ihre schmissigsten Shantys vortragen und die Oceana zum Schunkeln bringen.
Auch aus Bremen Nord kommt der Mann, den sie Dad Horse nennen. Als The Dad Horse Experience verbreitet er seit Jahr und Tag den Gospel, ohne dabei allerdings den Charme christlicher Singkreise zu verbreiten. Dafür hat der Musiker mit Punk-Vergangenheit zu viel Rock ‘n‘ Roll in seinen Adern. Die spartanische, bisweilen ruppige Begleitung seiner an Country und Folk geschulten Songs besorgt er im Alleingang. Ein Erlebnis! Flow Job spielen komplexe, kammermusikalisch anmutende Miniaturen, die direkt aus einem Paralleluniversum unbekannter Ordnung zu stammen scheinen. Lilian von Haußen bringt zusammen, was angeblich nicht zusammengehört. Sie verdrahtet den Laptop mit der Blockflöte, ihre Stücke oszillieren zwischen Renaissance und Elektronik. Das Ergebnis ist eine Musik, die das Neue im Alten und das Alte im Neuen sucht und dort, wo sie fündig wird, unerlaubte Schönheit zu Tage fördert. Schließlich haben auch die Ramenoes zugesagt, die schon im Namen ihr Programm andeuten: Es geht um das Repertoire der New Yorker Punk-Legende Ramones, das von den Bremern (heute ausnahmsweise nur zu dritt) mal originalgetreu reproduziert, mal mit deutschen Texten versehen und gelegentlich auch in eine Unplugged-Version übertragen wird, so wie heute. Übrigens mit Violineneinsatz.
Mehr als nur eine Band ist die Formation „Ramona, Ramon, Rammé“, die erst neulich im verruchten Rotlichtschuppen Krokodil für ein Wochenende die Regie übernahmen. Seitdem träumen Ramona Ariola, Ramon Locker und „Küsten-Oldstar“ Egon Rammé von Bremens neuer Hafenbar „Golden City“. Ihr Motto: „Es wird Rabatz gemacht!“
Die Bremer Bühnen haben sich auch einiges einfallen lassen, um der taz zu gratulieren: Das Theater Bremen schickt vier Ensemblemitglieder auf die Oceana. Die Schauspielerin Varia Linnéa Sjöström bringt ein Stück Finnland auf die Weser und singt Tangos aus ihrem Heimatland. Der Tenor Luis Olivares Sandoval singt Arien und Lieder von Guiseppe Bellini und Francesco Paolo Tosti. Beide werden von Tero Valtonen am Klavier begleitet. Um 19 Uhr dann spricht der Chef (Helge Tramsen) aus der Produktion „Hauptsache Arbeit!“ von Sibylle Berg aufmunternde Worte zur Festgesellschaft. Die Shakespeare Company schickt das streitbare Paar aus „Die Zähmung der Widerspenstigen“: Petrucchio und Käthchen im „Schlagabtausch“, gespielt von Petra-Janina Schultz und Erik Roßbander.
Die Schwankhalle entsendet keine Schauspieler, lässt aber Wünsche der Leser und Leserinnen in Erfüllung gehen. Und zwar so: Weil in der Nacht auf Sonntag ein regelrechter Sternschnuppenschauer erwartet wird, fallen natürlich jede Menge Wünsche an. Die geben wir dem Experten Andreas Vogel mit, der später am Abend im Rahmen vom „Unternehmen Deichschart“ das Himmelsphänomen fachmännisch begleitet. Vor Ort: Wunschpaten, die die Wünsche still verlesen. Dürfte also eigentlich nichts schiefgehen können. Die Jungen Akteure von der Theaterschule Moks widmen sich ebenfalls den Wünschen der Schiffspartie, suchen, sammeln und konservieren besondere Wünsche der Bremerinnen und Bremer für die taz. Und das war noch nicht alles. Also kommen Sie doch einfach vorbei!
■ Samstag, 14, 16 und 18 Uhr ab Martini-Anleger, MS Oceana