: Das wellenförmige Effizienzwunder
Eine Minifirma im westfälischen Marl will eine neue Nische im Markt etablieren: das supereffiziente Auto. Das Besondere am Loremo: Er begeistert nicht nur Ökos, sondern auch Autofreaks. Teil zwei des taz-Messerundgangs
Morgen geht die Internationale Automobilausstellung IAA in Frankfurt am Main zu Ende. Die taz hat vor Ort in einem Messerundgang erkundet, wie das Auto der Zukunft aussehen könnte – jenseits der Klimashow der Großkonzerne. Gestern ging es um das Sparauto Smile von Greenpeace. Am Montag stellen wir Ihnen zum Abschluss ein Hybridauto für die Steckdose vor. Den kompletten Messerundgang, der auch bei chinesischen Autos sowie bei einer „Biosprit-Bar“ entlangführt, finden Sie in einem Dossier unter www.taz.de/iaa
FRANKFURT taz ■ Am Stand von Loremo in Halle 4 haben sie eine Leinwand aufgebaut und zeigen Fahrbilder von der Teststrecke. Die Botschaft für die Besucher der Internationalen Automobilausstellung: Er fährt tatsächlich. Selbstverständlich ist das nämlich nicht.
Denn der wellenförmige Loremo hat mit herkömmlichen Autos fast nur den Motor, das Lenkrad und die vier Räder gemein. Die Seitentüren fehlen. Wer einsteigen will, klappt das Auto von vorne auf, wer hinten sitzt, fährt rückwärts, der Motor sitzt in der Mitte.
„Wir wollen nicht besser als die großen Autokonzerne sein, sondern nur anders“, sagt Olaf von Dehn-Rotfelser, einer von gerade einmal 18 Mitarbeitern der Firma aus dem westfälischen Marl. Aber er frage sich schon, „warum man 1,5 Tonnen Stahl bewegen muss, um von A nach B zu kommen“.
Dehn-Rotfelser ist nicht Umweltschützer, sondern Betriebswirt. Und als solcher will er auf dem Automarkt eine „neue Nische etablieren“: die der supereffizienten Autos. Supereffizient heißt: Weniger als zwei Liter Benzinverbrauch, weniger als 50 Gramm CO2-Emission pro Kilometer. Der Loremo schafft das, weil die Konstrukteure das Gewicht auf unter 600 Kilo reduziert haben und weil sie das Auto so flach und schmal gebaut haben, dass es kaum noch Luftwiderstand gibt.
In Halle 4 gehört der Loremo zu den meistfotografierten Autos. Aber würden ihn die vielen Männer mit den Digitalkameras auch kaufen, wenn er Ende 2009 in Serienproduktion geht?
Einer von ihnen, ein 40-jähriger Entwicklungsingenieur „eines großen Automobilerstellers“ sagt: „Bei 1,9 Litern Verbrauch sofort. Entscheidend ist, dass das Ding gut aussieht.“ Dann holt er weiter aus: „Sehen Sie, Deutschland ist eben ein Autoland. Da kommt es auch auf die Emotionen an.“ Und das würden die Klimaschützer nicht verstehen, die nur auf die Emissionen schauen.
NIKOLAI FICHTNER