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Archiv-Artikel

taz-Thema der Woche

„Occupy Wall Street“

Keep on writing

■ betr.: „First we take Manhattan“, online-taz vom 3. 10. 11

Ich befinde mich gerade in den USA und bin dankbar für Eure Berichterstattung. Hier wird in den gängigen Medien nichts berichtet (zum Glück gibt es facebook). Ich hatte, nachdem sich eure lieben Journalistenkollegen dem amerikanischen Schweigen angeschlossen hatten, schon befürchtet, dass ihr es ihnen gleichtut, und mit Erleichterung festgestellt, dass dem nicht so ist. Bitte weiter so! Dies ist eine Bewegung, die endlich auch in Amerika das Übel und seine Wurzeln aufzeigt und anklagt, ein Aufschrei der Bevölkerung, wie es zum letzten Mal zu Zeiten des Vietnamkriegs der Fall war. Keep on writing! NAME, taz.de

Mini-Demos

■ betr.: „Das Ende der Reagan-Ära“, online-taz vom 4. 10. 11

Wie man angesichts von 300 betrunkenen Dauer-Studenten, die aus Langeweile gegen die Banken demonstrieren, von einer „Protestwelle“ sprechen kann, erschließt sich mir nicht. Allerdings ist die taz in der Aufbauschung dieser Mini-Demos ja nicht alleine, da machen Bild und die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender ja mit. Und ich dachte, das Sommerloch sei vorbei. Darüber hinaus haben auch die USA verstanden, dass immer mehr Staat und immer weniger Markt – die Bankenrettung war ja „Staatswirtschaft pur“ – für die unglaubliche Arbeitslosigkeit in den USA verantwortlich ist.

MIKE, taz.de

In die richtige Richtung

■ betr.: „First we take Manhattan“, online-taz 3. 10. 11

Wieso Kapitalismuskritik? Das Problem ist doch wohl eher, dass wir ein korporatistisches System haben, in dem der aufgeblähte Staat das Geld der kleinen Leute in Form von Subventionen an die großen Corporations verteilt, die dadurch immer mächtiger werden und die kleinen Leute und ärmeren Staaten immer weiter nach unten drückt. Agrarsubventionen landen größtenteils bei der verarbeitenden Industrie und nicht beim kleinen Bauern, Exportsubventionen ebenfalls. Hierdurch werden beispielsweise auch die Märkte in Afrika kaputtgemacht, weil der kleine afrikanische Bauer keine Chance gegen die subventionierten Corporations hat und so weiter. In einer freien Marktwirtschaft würde es keine Banken-Bailouts geben. Diejenigen, die auf Kosten der Allgemeinheit ihre Risikogeschäfte durchziehen, müssten selber die Zeche zahlen und würden pleitegehen.

In den USA wird die Kritik übrigens nicht nur von den tollen Linken getragen. Deren derzeitiger Präsident Obama übrigens noch schlimmer ist als Bush. Obama macht noch mehr Schulden als Bush, er hat das Engagement in Afghanistan erhöht, greift mehr Leute in Pakistan an, hat noch einen zusätzlichen Krieg in Libyen angefangen und ist auch im Jemen aktiv.

Es geht nicht um links oder rechts, sondern um richtig oder falsch. Es gibt jenseits dieser Politik in den USA durchaus Kritik, sowohl von rechts als auch von links, zum Beispiel von Ron Paul (liberaler Republikaner aus Texas, der seit jeher Antikriegs- und Antischulden-Positionen vertritt), sowie von Denis Kucinich (liberaler Demokrat aus Ohio) und natürlich dem guten alten Ralph Nader. Die eindimensionale Denke, dass die Linken immer recht haben und die Konservativen immer das Falsche machen, ist einfach nicht angebracht. Vielmehr sollten diejenigen, die die gegenwärtige Politik ablehnen, sich zusammentun und ihre Kritik in die richtige Richtung richten.

TOMORA, taz.de

Good luck!

■ betr.: „Der amerikanische Traum“, taz vom 5. 10. 11

Nach 30 weitgehend trostlosen Jahren mal wieder gute Nachrichten aus den USA. Da kann man nur hoffen, dass der Protest nicht so schnell wieder verfliegt wie die Euphorie um die Wahl von Obama. Vielleicht nimmt ja wirklich eine breite Öffentlichkeit dort endlich zur Kenntnis, dass man sich in vielen Bereichen auf dem Niveau eines Drittweltlandes bewegt. Nackte Zahlen verkünden das schon lange: überbordende Verschuldung, das Auseinanderklaffen von Arm und Reich, das Verschwinden der Mittelschicht, Rückzug des Staates aus sozialer Sicherung, die Überbetonung des Militärischen …

Nimmt man die während der Finanzkrise und danach offen zutage getretene Herrschaft der (Finanz-)Märkte über das Schicksal der Nation und die Unfähigkeit der Politik, zu sinnvollen Lösungen zu kommen dazu, ist man versucht von einem gescheiterten Staat zu sprechen. Das kommt einem bekannt vor; eine Supermacht, die als Drittweltland mit Atomwaffen endet. Und vielleicht geht es ja Obama so wie einst Gorbatschow: ein Mann mit den richtigen Ideen, nur ein Vierteljahrhundert zu spät. Da müssen es dann wohl die Menschen von der Liberty Plaza richten. Good luck! RALF FRÜHWIRT, Leimen

Freiheit der Spekulanten

■ betr.: „Hunderte Festnahmen in New York“, online-taz v. 2. 10. 11

Wieso kommen diese bösen Terroristen so schnell wieder frei? Ist Guantanamo schon überbelegt? Dann schnell neue Konzentrationslager für diese Personen schaffen!

Denn es darf einfach nicht sein, dass schwer arbeitende Bankster in ihrer Tätigkeit zum Wohle einer Handvoll Milliardäre behindert werden. Der Vorwurf dieser als Demonstranten getarnten Terroristen, sie, die schwer arbeitenden Bankster würden ganze Volkswirtschaften ruinieren und Millionen Menschen ins Elend stürzen, sind einfach aufgebauscht!

Sicher, es gibt einige Kollateralschäden, aber die sind hinzunehmen! Auch wenn hunderte Millionen Menschen betroffen sind und Hunderttausende verhungern – das ist kein Grund, die Freiheit von Spekulanten zu beschneiden! ROSE, taz.de

Wann verabreden wir uns?

■ betr.: „Hunderte Festnahmen in New York“, online-taz v. 2. 10. 11

Ich hoffe, dass die US-Aktivisten der Protestaktion „Besetzt die Wall Street“ nun regen Zulauf bekommen, um wenigstens gemeinsam einen Versuch zu machen, auf die weltweite Zockerei der Banken zu reagieren. Wann verabreden wir uns zum Beispiel in Frankfurt am Main oder in Berlin vor den Börsen ? Und: Seht Euch bitte die Aktion „Krötenwanderung“ an. ROSEMARIE FINKE-THIELE, taz.de

Börsen besetzen

■ betr.: „Hunderte Festnahmen in New York“, online-taz v. 2. 10. 11

Das ist echt mal eine gute Idee, die Börse zu besetzen. Sollten wir hier auch machen. SLOBO, taz.de

Enttäuscht von deutschen Medien

■ betr.: „First we take Manhattan“, online-taz vom 3. 10. 11

Ich bin enttäuscht. Enttäuscht von den deutschen Medien. Von der „spanischen Revolution“ wurde wenig bis gar nicht berichtet. Das wichtigste Ereignis bis jetzt in der westlichen Bürgerbewegung wurde totgeschwiegen. Anfangs von den spanischen Medien, nachdem es unmöglich war, wurde zwei Wochen (!) nach der Besetzung der Puerta del Sol, dem Hauptplatz Madrids, wurde international berichtet. Ich hab mitgezählt : zweimal in der Tagesschau.

In den USA läuft Occupy Wall Street schon seit zwei Wochen. Die einzigen Berichte, die von Durchschnittsbürgern gelesen werden, gab es in einer spanischen Zeitung, nach der Sensibilisierung durch die 15.-Mai-Bewegung in Spanien. In Deutschland ist es kein Thema. USA, das (ehemalige) Vorbild der westlichen Demokratien, ein Land, in dem Demonstrationen nur von einer Minderheit besucht werden, wird von einer brodelnden Masse von Menschen besetzt. Es kann sich eigentlich niemand wirklich vorstellen, was da abgeht. Und anfangs hat es niemand geglaubt, besser: keiner hat berichtet. Nutzer der Welt, (in)formiert euch! AUTOR, taz.de

Ich wäre gerne dabei

■ betr.: „Das ganz andere Wall Street Journal“, online-taz v. 4. 10. 11

Wow! Ein Patriot Act der Bevölkerung. Großartig, ich wäre gerne dabei. VIC, taz. de

Wertloses Demokratiegeschwätz

■ betr.: „First we take Manhattan“, online-taz vom 3. 10. 11

Ich glaube, jetzt wird sich zeigen, wie wertlos das ganze Demokratiegeschwätz der Amerikaner in Wirklichkeit ist. Die haben doch schon in den Siebzigern auf ihre eigenen Leute schießen lassen. Danach buchen die Schützen vielleicht gleich noch einen Flug nach Peking, um dort für Menschenrechte zu demonstrieren. Was Obama da immer wieder herausmüllt ist im Vergleich zum Handeln nur billiger Dreck. BERND GOLDAMMER, taz.de

Bis es knallt

■ betr.: „Land der Ungleich-heit“, online-taz vom 4. 10. 11

Wie soll es denn auch anders sein? Irgendwer sitzt immer an den Trögen und bedient sich selbst, während alle anderen von ihnen abhängig sind. Die Selbstbediener spinnen sich ein soziales Netz und schließen den Rest der Welt aus. Einziger Ausweg wäre ein Eingriff in die Eigentumsverhältnisse und Entscheidungsprozesse von Privatunternehmen, aber das ist ja immer gleich Kommunismus. Also geht die Schere weiter auseinander bis es knallt – und dann wieder von vorn. Langweiliges Spiel – blöde Zukunftsaussicht.

RALPH, taz.de

Keine Lösung

■ betr.: „Massenprotest gegen Macht der Wall Street“, 7. 10. 11

Die anhaltenden Proteste in New York und anderswo sind nur der Anfang dessen, was uns möglicherweise auch bald in Deutschland bevorsteht. Denn die „Abzockerei“ und der Machtmissbrauch durch Banken und andere Institutionen geht weiter, trotz Finanzkrise, für die aus heutiger Sicht eine Lösung in weite Ferne gerückt ist. Weltweit geht die soziale Schere immer weiter auseinander, ein deutliches Signal, das mit dem heutigen Wirtschaftssystem etwas nicht stimmt, eben so manches aus den Fugen geraten ist.

CHRISTIAN LUKNER, Bonn

Eine Aktion von vielen

■ betr.: „Das ganz andere Wall Street Journal“, online 4. 10. 11

Was leider in dem Artikel unbeachtet blieb, ist, dass es sich bei der Occupy Wall Street Aktion grundsätzlich nur um eine von vielen Aktionen weltweit handelt, die in Vorbereitung stehen zum 15. 10. 11, dem Tag, an dem weltweit für einen globalen Wandel des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Systems demonstriert wird und welcher als eine Art Auftaktkundgebung anzusehen ist.

Weltweite Mobilisierung: http://15october.net/de/

Berliner Aktion startet am 15. 10. 11 um 13.00 Uhr am Neptunbrunnen: http://www.facebook.com/event.php?eid=223853597672895 Info auch unter: www.alex11.org BERLINO SIEBZIG, taz.de

Funken Hoffnung

■ betr.: „Das ganz andere Wall Street Journal“, online 4. 10. 11

Solange es in den USA noch Menschen gibt, die, wie diese Besetzer, noch die Kraft haben, so etwas auf die Beine zu stellen, so lange kann man für die USA noch einen Funken Hoffnung haben.

VOLKER, taz.de

Vor drei Wochen begannen im Liberty Park (Zuccotti Park) in Manhattan die Proteste weniger Hundert Menschen gegen soziale Ungerechtigkeit und die Geldsucht der Banker. Und sie werden immer mehr. Am vergangenen Wochenende protestierten rund 3.000 Menschen in Boston, und weitere Aktionen fanden in mindestens 50 US-amerikanischen Städten statt. PolitikerInnen, SchauspielerInnen und sogar MultimillionärInnen stehen hinter den Protesten gegen das korrupte Banken-, Wirtschafts- und Sozialsystem. Auch Massenfestnahmen halten die Proteste nicht auf. Im Gegenteil. Der Erfolg der Protestbewegung ist nicht mehr aufzuhalten. „First we take Manhattan“, titelte die taz am 4. Oktober, … than we take Berlin: auch in Berlin und weltweit soll am 15. Oktober demonstriert werden (siehe Leserzuschrift „Eine Aktion von vielen“ von BerlinoSiebzig).