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Archiv-Artikel

Besser als nichts

DGB stellt Ausbildungsreport 2007 vor. Viele Lehrlinge haben sich mit den miesen Bedingungen abgefunden

Organisiert die Veranstaltungskauffrau in der Ausbildung tatsächlich Messen? Lernt der Koch-Azubi wirklich kochen? Oder verbringen die Lehrlinge ihre Zeit mit Kaffeeholen und Treppenputzen? Die DGB-Jugend wollte es zum zweiten Mal wissen. Zwischen Oktober 2006 und März dieses Jahres befragte sie rund 4.000 Lehrlinge der 25 häufigsten Ausbildungsberufe zu Lehrinhalten, fachlicher Anleitung, Überstunden, Ausbildungsvergütung und -qualität. Gestern stellte der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) den „Ausbildungsreport 2007“ vor.

Die besten Noten gaben zukünftige Verwaltungs- und Bürokaufleute sowie Lehrlinge in den Metall- und Elektroberufen der Industrie ihren Ausbildern. So verbesserten sich die Industriemechaniker gegenüber dem ersten „Ausbildungsreport“ von 2006 vom vierten auf den ersten Platz.

Ganz anders sieht es dagegen im Handwerk, im Hotel-, Gast- und Baugewerbe aus. Waren Metall- und Bauberufe im Handwerk 2006 noch im Mittelfeld, bilden sie – aus Sicht ihrer Azubis – gemeinsam mit dem Hotel- und Gaststättengewerbe das Schlusslicht. 40 Prozent der Lehrlinge in Hotels und Restaurants brechen ihre Ausbildung ab. Gründe dafür seien Stress, Nacht- und Schichtarbeit sowie Überstunden.

Arbeiten nach Feierabend ist für 42 Prozent der Befragten völlig normal, in der Studie von 2006 waren es noch 35 Prozent. 8 Prozent müssen die Zeit, die sie in der Berufsschule verbringen, im Betrieb nacharbeiten. Und jeder Fünfte erhält weder Geld noch Freizeit für die geleisteten Überstunden.

„Die Leistungsfähigkeit ist angesichts der schlechten Ausbildungsplatzsituation enorm gestiegen“, sagte der Bundesjugendsekretär der DGB-Jugend, René Rudolf. Der wirtschaftliche Aufschwung sei nicht bei den Azubis angekommen, ergänzte die stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds, Ingrid Sehrbrock. „Mit dem Report wollten wir zeigen, das es messbare Kriterien für eine gute Ausbildung gibt.“ Das Motto „Besser als nichts“ tauge nicht für Arbeitsplätze und erst recht nicht für Ausbildung. „Offenbar haben sich viele junge Leute aber genau damit arrangiert.“

Als „alarmierend“ bezeichnete Sehrbrock die Tatsache, dass die fachliche Anleitung während der Ausbildung keine Selbstverständlichkeit sei. So schrieb der Metallbau-Lehrling „Sascha“ im April an „Dr. Azubi“, das Internet-Beratungsangebot der DGB-Jugend: „Ich lerne nichts über Metallbau, muss nur Fenster einbauen, Fassaden streichen oder Pflasterarbeiten durchführen.“ Wie Sascha geben rund ein Drittel der befragten Auszubildenden an, nur „manchmal“, „selten“ oder „nie“ angeleitet zu werden.

Und so fordert die Gewerkschaftschefin „kompetente Ausbilder“. Seit vor vier Jahren die damalige Bildungsministerin Edelgard Bulmahn die Ausbildereignungsverordnung (AEVO) außer Kraft gesetzt habe, könne jeder ausbilden, der einen Berufsabschluss hat. „Das halten wir für falsch“, sagte Sehrbrock. „Wir fordern, die AEVO umgehend wieder in Kraft zu setzen.“

PETRA KILIAN