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heute in bremen„Ein ziemliches Betonkopfdenken“

Bremen diskutiert die Folgen des Nichtraucherschutzgesetzes

taz: Das allgemeine Rauchverbot dürfte bei Ihnen auf wenig Gegenliebe stoßen …

Thomas Schlüter, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) in Bremen: Es ist traurig, dass die Politik so wenig Augenmaß gezeigt hat und das am Ende die Ideologie das Regiment ergriffen hat. Wir hätten uns gewünscht, dass man da, dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit folgend, ein wenig differenziert hätte. Für viele Einraumbetriebe bedeutet das Gesetz das wirtschaftliche Aus. Viele von ihnen machen bislang 90 Prozent ihres Umsatzes mit Rauchern.

Aber viele Wirte haben sich doch mittlerweile darauf eingestellt.

Die gehobene Gastronomie wird das auch nicht so sehr treffen, auch nicht die Betriebe, die mehrere Räume haben. Aber man hätte den Wirten ein wenig mehr Übergangszeit einräumen müssen. Das wäre fair gewesen.

Warum sind Sie mit ihrer Lobbyarbeit da gescheitert?

Die Politik hat uns stereotyp immer das Gleiche geantwortet, von Nord bis Süd: Man schwingt sich zu Gesundheitsaposteln auf, viele Politiker meinen, jetzt eine Mission erfüllen zu müssen.

Aber wie können die NichtraucherInnen Ihrer Ansicht nach geschützt werden?

Keiner sagt, dass Passivrauchen nicht schädlich ist. Aber man muss zwischen öffentlichen Einrichtungen und Kneipen trennen. Man hätte gerade den Eckkneipen das Recht geben müssen, sich als „Raucherbetriebe“ zu outen. Dann hätte es immer noch reichlich Betriebe gegeben, die rauchfrei gewesen wären.

Viele Nichtraucher sagen, sie würden öfter in die Kneipe gehen, wenn diese nicht verqualmt wäre.

Das ist durch nichts belegt. Und auch im Ausland, das an dieser Stelle oft als positives Beispiel angeführt wird, ist die gesetzliche Regelung oft genug ein Papiertiger.

Hoffen Sie noch auf ein Reform des Gesetzes?

In der Politik habe ich ein ziemliches Betonkopfdenken kennen gelernt. Aber ich hoffe auf das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe. Fragen: Jan Zier

Debatte: 18.30 Uhr, Hotel „Strandlust“ (Veranda), Vegesack

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