Weiter Protest und Gewalt

KURDEN Mord an Oppositionellem

DAMASKUS/BEIRUT afp/dapd | Die Ermordung des kurdischen Oppositionsführers Meschaal Timo hat am Wochenende zu neuen Demonstrationen und zum Tod weiterer Menschen in Syrien geführt. Bei der Beisetzung des 53-jährigen Aktivisten feuerten syrische Sicherheitskräfte nach Angaben von Menschenrechtlern auf die rund 50.000 Teilnehmer des Trauerzuges und töteten mindestens zwei Personen.

Die Trauerfeier für Timo in Kamischli im Norden des Landes sei zu einer Großdemonstration gegen Staatschef Baschar al-Assad geworden, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Zahlreiche Menschen seien bei dem Beschuss durch die Sicherheitskräfte verletzt worden, darunter auch Timos Sohn. Das lokale syrische Koordinationskomitee warf der Regierung vor, Oppositionelle gezielt „physisch ausschalten“ zu wollen.

Am Sonntag gingen in Kamischli erneut Hunderte Menschen auf die Straße und besuchten die Beerdigung der fünf Opfer vom Vortag. Vor der Gedenkfeier hätten über 100 Angehörige der Sicherheitskräfte den Hauptplatz der Stadt besetzt, sagte der Menschenrechtsaktivist Mustafa Osso. In Berlin, Hamburg und Genf fanden Protestaktionen vor syrischen Vertretungen statt.

Timo war am Freitag in seinem Haus von vier maskierten Männern erschossen worden. Er gehörte dem Syrischen Nationalrat an, der wichtigsten Organisation der Opposition des Landes, und war erst kürzlich nach dreieinhalb Jahren Gefängnis aus der Haft entlassen worden.

Die Angehörigen der kurdischen Minderheit in Syrien beklagen bereits seit Langem die Diskriminierung durch die Behörden. Präsident Assad gewährte im April vormals staatenlosen Kurden die syrische Staatsbürgerschaft, um angesichts der aufkeimenden Proteste dem Unmut der Kurden entgegenzutreten. Kurden machen rund 15 Prozent der syrischen Bevölkerung aus. Zwar nahmen einzelne Angehörige der Minderheit immer wieder an den Protesten gegen die Regierung teil, doch haben sich die kurdischen Organisationen bislang nicht offiziell auf die Seite der Opposition gestellt.

Der syrische Außenminister Walid al-Muallem warnte unterdessen die internationale Gemeinschaft vor einer Anerkennung des Nationalrats. „Wir werden harte Maßnahmen gegen jedes Land ergreifen, das diesen illegitimen Rat anerkennt“, sagte Muallem. Der Außenminister sagte vor Journalisten in Damaskus, seine Regierung befürworte einen nationalen Dialog und alle Oppositionsgruppen seien eingeladen, „an der Zukunft für Syrien teilzunehmen“.

Der Syrische Nationalrat vereint die wichtigsten Oppositionsgruppen des Landes. Bislang hat kein Staat und keine Organisation das Gremium anerkannt. Der designierte Vorsitzende des Rates, Burhan Ghalioun, sagte, er gehe davon aus, dass das Bündnis in den kommenden Wochen anerkannt werde.