Liberale wollen Zeugnisnoten retten

WORT ODER ZIFFER Schleswig-Holsteins FDP schiebt eine Volksinitiative an: An den Grundschulen sollen wieder Einsen und Sechsen vergeben werden können

In Schleswig-Holstein erhalten die meisten Grundschulkinder Zeugnisse, in denen ihre Fortschritte und Leistungen in Textform festgehalten werden. Noten gibt es frühestens ab Klasse 3, wenn es die Schulkonferenz beschließt. Die FDP will die Regierungskoalition aus SPD, Grünen und SSW nun zwingen, verbindlich zum Ziffern-Zeugnis zurückzukehren und hat dafür eine Volksinitiative „pro Note“ gestartet. „Wir sind zuversichtlich, dass wir die erforderlichen 20.000 Unterschriften in kürzester Frist zusammenbekommen“, sagte gestern die Landtagsabgeordnete Anita Klahn.

Unterstützung kommt von der CDU, Widerstand unter anderem vom Landeselternbeirat der Gemeinschaftsschulen. Sprecherin Benita von Brackel-Schmidt fragt spöttisch: „Was denn nun, liebe FDP?“ Schließlich habe die Partei stets mehr Autonomie für die Schulen gefordert. Diese dürften sich nun für oder gegen Notenzeugnisse entscheiden, so Brackel-Schmidt – „und die FDP gründet eine Bürgerinitiative“.

Dieter Zielinski vom Landesverband der „Gemeinnützigen Gesellschaft Gesamtschule“ nennt den FDP-Vorstoß rückwärtsgewandt: Die Forschung habe belegt, dass Zensuren nicht einlösten, was ihre Befürworter erwarteten. Neue pädagogische Konzepte, wie sie auch an vielen Gemeinschaftsschulen erprobt würden, setzen auf den „bestmöglichen Lernerfolg und nicht ein formales Instrument“. In Schleswig-Holstein dürfen auch weiterführende Gemeinschaftsschulen bis Klasse 8 auf Zahlen-Zeugnisse verzichten.

Falsch findet das Heike Franzen (CDU): „Noten sind leicht verständliche und transparente Instrumente, die Auskunft über den Leistungsstand geben und Kinder motivierten.“ Der jetzige Notenerlass der Landesregierung sei eine Fehlentscheidung: „Das zeigen die Rückmeldungen von Schulkonferenzen, die sich für die Beibehaltung von Notenzeugnissen ausgesprochen haben.“ Die Volksinitiative ermögliche es, den „Irrweg“ zu beenden, die CDU werde unter ihren Mitgliedern dafür werben. Uli König (Piratenpartei) ist zwar gegen Ziffern-Noten, aber er lobt die FDP: So eine Volksinitiative sei „voll in Ordnung“.  EST