Kühlen Fluss bewahren

Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein wollen Aufheizen der Elbe verhindern. Wärmelastplan mit Grenzwerten für Kraftwerke in Arbeit

VON SVEN-MICHAEL VEIT

Die drei norddeutschen Bundesländer Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein wollen die Elbe nicht überhitzen. Das Wasser in der Tideelbe zwischen Geesthacht und der Mündung bei Cuxhaven soll vor allem in den Sommermonaten nicht zu warm werden. Dafür soll ein neuer „Wärmelastplan“ sorgen, der nach Angaben der Hamburger Umweltbehörde ab dem kommenden Jahr gelten soll. Dabei gehe es insbesondere um Temperaturgrenzen für die Einleitungen von Kraftwerksbetreibern.

Mit dem umstrittenen Kohlekraftwerk Moorburg des Energiekonzerns Vattenfall habe das Vorhaben der drei Länder nichts zu tun, versicherte Behördensprecherin Kerstin Feddersen. Allerdings könne der Wärmelastplan Auswirkungen haben. Das öffentliche Erörterungsverfahren zum Bau des Kraftwerks an der Süderelbe im Hamburger Hafen war am vorigen Freitag nach einer Woche beendet worden. Mit einer Entscheidung der Umweltbehörde über die Planungen und die Kritik der mehr als 1.700 Einwender soll noch in diesem Jahr entschieden werden.

Es sei aber „deutlich geworden, dass Wärmeeinleitungen erheblichen Einfluss auf den Sauerstoffhaushalt der Tideelbe haben“, erklärte gestern der Naturschutzbund (NABU), der den Wärmelastplan ausdrücklich begrüßt. Allerdings könne auch dann niemand glaubhaft gewährleisten, „dass Situationen mit kritischem Sauerstoffgehalt unter sechs Milligramm pro Liter Wasser nicht eintreten“, sagte der NABU-Referent Tobias Ernst. Deshalb dürfe das Kraftwerk nicht genehmigt und gebaut werden.

Die künstliche Erwärmung der Elbe durch Kraftwerke habe besonders in den abflussarmen Sommermonaten bedrohliche Ausmaße angenommen, erklärte gestern die Wassergütestelle Elbe im Auftrag der drei beteiligten Bundesländer. Der künftige Wärmelastplan solle deshalb die aktuellen Kraftwerksplanungen berücksichtigen, mit denen zusätzliche Kühlwasserentnahmen und -einleitungen verbunden sein werden. Vattenfall will bis zu 64 Kubikmeter Wasser pro Sekunde aus der Elbe pumpen.

Potenzielle Kraftwerksbetreiber müssten künftig nachweisen, dass sie die zulässigen Temperaturen nicht überschreiten, die sich an der Sauerstoffsituation in der Elbe orientiere. Von den Kraftwerken müsse dabei eine Aufwärmspanne von maximal drei Grad Celsius und eine zulässige Höchsttemperatur von 28 Grad am Rande der Durchmischungszone in der Elbe eingehalten werden: Das aus den Kraftwerken wieder eingeleitete Wasser darf also nicht mehr als drei Grad wärmer sein als das Flusswasser und insgesamt höchstens 28 Grad warm. Nach den Planungen von Vattenfall für das Kraftwerk Moorburg jedoch soll das Kühlwasser im Sommer höchstens um sechs, im Winter maximal um 7,5 Grad auf bis zu 30 Grad erwärmt werden.

Nach Einschätzung der Umweltbehörde ist abzusehen, dass sich das Kraftwerk „aufgrund der natürlichen Rahmenbedingungen auf mehrmonatige Betriebsunterbrechungen in den Sommermonaten einstellen muss“.

„Weitere Vorgaben sind, dass der für das Überleben der Fische erforderliche Mindestsauerstoffgehalt von drei Milligramm Sauerstoff pro Liter Wasser auch kurzfristig nicht unterschritten werden darf“, sagte Feddersen. Damit würden die Anrainerländer der Unterelbe die Anforderungen der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie erfüllen.

Diese verbietet eine signifikante Verschlechterung der aktuellen Gewässersituation und fordert von den Mitgliedstaaten, dass sie möglichst gute Bedingungen für Menschen, Tiere und Pflanzen in den Gewässern schaffen. Da „Flüsse keine Landesgrenzen kennen“, sagte Feddersen, seien Belastungen nur durch länderübergreifende Zusammenarbeit bei Gewässerschutz zu vermeiden.