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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Der Preis dafür, eine Frau zu sein

■ betr.: „Preis für mutiges Leben“, taz vom 8. 10. 11

„Preis“ ist doppelsinnig. Was ist der Preis dafür, eine Frau zu sein? Man kriegt weniger Lohn, in Deutschland über 20 Prozent weniger als Männer. Hier nun bekommt eine Frau endlich mal wieder den Friedensnobelpreis. Nein, drei Frauen. Sie müssen sich den Preis teilen. 66 Prozent weniger Lohn als die Männer. Warum weist darauf niemand hin? BARBARA HÖHFELD, Frankfurt am Main

An die DDR erinnert

■ betr.: „Die Chefanklägerin“, taz zwei vom 7. 10. 11

Anlässlich des 50. Jahrestages von Mauerbau und Schießbefehl haben Politiker uns vielfach an das erlittene Unrecht und die Opfer an Mauer und Stacheldraht erinnert. Das war vollkommen richtig.

Aber nicht weniger richtig ist es, auf das Unrecht und die Opfer an Europas Südgrenze aufmerksam zu machen. Damals waren die politischen Interessen wichtiger als Menschenleben, heute ist uns unser satter Wohlstand wichtiger als Menschenleben. Diese Zustände sind einer aufgeklärten, rechtstaatlichen Gemeinschaft nicht würdig. Wenn ich lese, dass ein ehemaliger italienischer Minister der Marine erlauben wollte, auf Flüchtlingsboote zu schießen, dann erinnert mich das fatal an die DDR! Wo ist da der Unterschied?

ULRICH VARWIG, Duisburg

Politische Dekadenz

■ betr.: „Politiker schwänzen Europa“, taz vom 8. 10. 11

Unter hohem Leidensdruck scheinen die zitierten Abgeordneten des Europaparlaments nicht zu stehen; auch ist mir nicht vermittelbar, dass die betroffenen Abgeordneten zuallererst selbst unter den Folgen ihrer Fehlstunden litten. Etwas „inhaltlich zu melden haben“ oder gar Einfluss im Interesse ihrer Wähler zu nehmen scheint nicht Ziel der Tätigkeit dieser Abgeordneten zu sein. Wie auch, bei selbstbestimmter „Sitzungsdistanz“! So sind es also die Wähler, die repräsentierten EU-Bürger, die unter den Folgen leiden: Sie finanzieren Abgeordnete, die das in sie gesetzte Vertrauen missbrauchen, die ihren steuerfinanzierten Diäten keine angemessenen Leistungen gegenüberstellen, die den Sinn ihres politischen Mandats offenbar weitgehend darin sehen, eine Finanzierungsquelle für ihre Lebensgestaltung erschlossen zu haben. Das ist nichts anderes als politische Dekadenz. BRIGITTA DORSCHFELDT, Berlin

Aussagen waren hohle Nüsse

■ betr.: „Der Wind ändert sich gerade“, taz vom 7. 10. 11

Spät, ziemlich spät kommt nun die wichtige Reaktion der jüngeren Generation nach Jahrzehnten übelster Täuschung und – man muss es so hart sagen – Volksverdummung. Die geschickte Glorifizierung Obamas als Gegenpol zum bisherigen Establishment konnte nicht dauerhaft wirken. Seine Aussagen „Yes, we can!“ und „Change“ waren leider total hohle Nüsse, da ohne jegliche Substanz. Die mörderische Verschuldung bei zugleich weitgehender Schonung der Reichen erweist sich nun als doppeltes Desaster. Auswege? Währungsreform und Kriege? Historisch gesehen war alles schon einmal da …

KLAUS-G. WALTHER, Reinbek

Unwürdige Tierausbeutung

■ betr.: „Der Weltenretter ihr Fleisch“, taz vom 5. 10. 11

Hilal Sezgin hat recht, der Faktor Fleischkonsum hat – auch bei den Klimaschützer(inne)n – bisher weder auf der politischen Agenda noch im persönlichen Verhalten den Stellenwert, den er angesichts der weitreichenden Klimafolgen haben müsste, ganz abgesehen davon, dass es endlich Gegenstand eines breiten öffentlichen Nachdenkens werden sollte, ob eine zivilisierte Nation die Schande der permanenten unwürdigen Tierausbeutung für unsere Ernährung weiter tragen will. Doch der Wandel zeichnet sich langsam, aber schon deutlich sichtbar ab: Fleischkonzerne eröffnen eine vegetarische Schiene, und im Diskurs gerät der Fleischkonsum zunehmend in die Defensive (dies beklagt auch schon die Fleischfachpresse). Also, liebe Klimaschützer(innen): Setzt euch an die Spitze der Bewegung!

THOMAS SCHÖNBERGER, Vegetarierbund Deutschland e. V., Hamburg