LESERINNENBRIEFE
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Umfassender Gedanke

■ betr.: „Marian Turskis Tag im Deutschen Bundestag“, taz vom 28. 1. 15

Turski werden im langen Artikel von Anja Maier nur ganz wenige Zeilen gewidmet, dafür Gaucks Ausführungen zu Auschwitz umso ausführlicher gewürdigt, okay. Dabei hat Marian Turski auch etwas gesagt, dem man durchaus Aufmerksamkeit hätte schenken können: „Wenn heute einer einen Rom, einen Juden, einen Türken, einen Moslem, einen Christen oder Ungläubigen demütigt, dann beginnt Auschwitz neu.“ Ich finde, diesen seinen umfassenden Gedanken hättet ihr ruhig auch wiedergeben können.

KATRIN SWOBODA, Frankfurt am Main

Manchmal passiert mir das

■ betr.: „Auschwitz 2015“, taz vom 28. 1. 15

Heute saß ich in der Stadtbahn in Stuttgart. In der Sitzreihe vor mir saß eine junge Frau mit ihrer Tochter, die sich beide genüsslich unterhielten. Manchmal passiert mir das. Ich empfinde, wie beide morgen nach Auschwitz kommen. Das ist das Deutschland, in dem ich lebe. In Stuttgart fuhr oft ein Herr Filbinger, Nazirichter, in seiner Staatskarosse an mir vorbei.

Müssen sich eine Frau Merkel und ein Herr Gauck nicht bei der Geschichte dafür bedanken, in einem kommunistischen Land aufgewachsen zu sein? Kommunisten haben schon in den Anfängen der Weimarer Republik gegen die Faschisten gekämpft. Und als Erste unter der Naziherrschaft zu leiden gehabt. Das wollen sie bis heute nicht wissen! Wie viele Nazis habe ich in meinem Leben in Deutschland zu erdulden gehabt? Und nochmals: Es waren die Deutschen. STEPHAN POPOVIC, Stuttgart

Rassismus entgegentreten

■ betr.: „Auschwitz 2015“, taz vom 28. 1. 15

Vor 70 Jahren wurde das KZ Auschwitz von russischen Truppen befreit. Der Albtraum der von uns Deutschen zu verantwortenden Menschheitsgeschichte, die industrialisierte Vernichtung von Millionen unschuldigen jüdischen und anderen Menschen, wird als unser Schandmal unauslöschlich eingebrannt bleiben. Deshalb wird es niemals ein „Es ist genug!“, aber immer ein „Nie wieder!“ geben.

Vor dem Donnerwort unseres Freundes Jörg Hube, „Auschwitz ist in jedem von uns“, sollten wir nicht erschrecken. Hannah Arendt hat den Begriff der „Banalität des Bösen“ als Lehre aus dem Eichmann-Prozess geprägt. Kein Mensch ist von Haus aus gut oder böse, die Umstände, aber vor allem unser Wille beziehungsweise unsere Willenlosigkeit können beides möglich machen.

Für uns bedeutet die Lehre von Auschwitz, jeder Form von Rassismus und jeder Form menschlicher Diskriminierung mit jeder Entschlossenheit entgegenzutreten. Das gilt auch gegenüber den Pegida-Anhängern, die in Wahrheit unter dem Deckmäntelchen des Antiislamismus einen Rassismus pur betreiben, der unsere Welt nicht friedlicher und toleranter machen wird. BERNHARD FRICKE, München

Dachflächen vermieten

■ betr.: „Solarbranche. Preisvorteil vom Dach“, taz vom 28. 1. 15

Auch wenn man ein Drittel des Strompreises durch so eine Anlage spart, dauert es doch erst einmal viele Jahre, bis sich die Investition amortisiert, mal abgesehen von Wartungs- und Reparaturkosten, die über die Jahre anfallen und die Ersparnis schmälern. Als Alternative können Dachflächen aber auch an Firmen vermietet werden, die die Installation, Wartung und Reparatur der Anlage übernehmen, so entfällt das Problem, eine große Investition, die meistens auch noch mit einem Kredit verbunden ist, selbst vornehmen zu müssen. Die Vertragslaufzeiten betragen meist ca. 20 Jahre.

MANUELA KUNKEL, Stuttgart

Lachen oder weinen?

■ betr.: „Flucht in den Franken“, taz vom 27. 1. 15

Als Wirtschaftswissenschaftler und Kritiker des höchst fragwürdigen Wirtschaftssystems weiß man kaum noch, ob man lachen oder weinen soll. Dieses ewige Kaspertheater mit Währungen inklusive Krokodil lässt einen eklatanten Mangel an Wissen deutlich werden.

Nun, heutzutage gibt es die „Five Friends“-Währungen, die angeblich alle einen großartigen Ausweg bieten. Aber, aber, warum in den Süden schauen, wenn doch im Norden ein Land existiert voller Top-Sportler, herrlicher Landschaften und einer Währung sogar mit Krone. Viele Sparer mit dubiosen Ängsten der materialistischen Art sollten einmal nüchtern werden, leiblich wie seelisch.

KLAUS-G. WALTHER, Reinbek

Ein Schamane schadet nicht

■ betr.: „Oft stinken Seelen“, taz vom 23. 1. 15

Den Artikel fand ich echt großartig. Endlich! Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als sich so manches linke Herz erträumt. Endlich mal kein Verriss auf der Wahrheit-Seite von übersinnlichen Dingen. Selbst das Lachen des Dalai Lama zieht ihr ja immer wieder durch den Kakao. Von mir aus könnt ihr gern auf dem Monotheismus rumhacken, unserer Leitkultur, denn der ist politisch relevant und zum großen Teil schädlich. Ein Schamane, der Regen macht oder schwebt, schadet nicht. WOLFGANG BUNDE, Hallerburg