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Archiv-Artikel

Wissenschaft sieht anders aus

betr.: „Pro Status quo“ von Tanja Krienen, taz magazin vom 22. 9. 07

Mit viel Schimpf und Schande versucht die Transsexuelle im Bündnis mit der Mainstream-Interpretation der Geschlechterrollen nahezu die gesamte Frauen- und Geschlechterforschung vom Platz zu jagen, als „unwissenschaftlich“ abzuqualifizieren.

Mal abgesehen davon, dass ich mich ungern in dieser Art beschimpfen lasse, scheint die „Kritik“ der Autorin kaum diese Bezeichnung zu verdienen. Genauso wie die Mainstream-Verteidiger der Geschlechterrollen, die keine theoretische Auffassung, sondern nur eine diffuse Berufung auf die Natur vorzubringen haben, scheitert sie an einer theoretischen Widerlegung der Argumente Butlers und Co. Sie benutzt zentrale Begriffe wie „Identität“ falsch und verkehrt zu allem Überfluss auch noch Theorie und Praxis (die Geschlechterrollen subversiv und ironisch zu unterlaufen, ist der Schritt, der nach der umfassenden Theoretisierung erfolgt, man kann ihn nicht von der Theorie isolieren) und landet schließlich bei fast dem gleichen stumpfen Biologismus, welcher für die Mainstream-Verteidiger der „natürlichen Geschlechter“ so bezeichnend ist. Wissenschaft sieht anders aus! SVEN LÜDERS, Münster