FASTFOOD-ÜBERRASCHUNG : So viele Optionen
Der vor mir in der Schlange fängt gleich an zu heulen. Dabei ist die hinterm Tresen ganz nett, zeigt ihm, was sie hat, bietet an ohne Ende. „Turkey oder Ham oder Turkey und Ham oder Turkey, Ham und Bacon Melt?“, fragt sie. „Doppelt, einfach? Und was für einen Käse? Schmelz, Frisch oder Cheddar?“
Der Mann vor mir starrt auf die Optionen. Für die Brotart hat er sich schon entschieden. Ganz tapfer war das, auch da gab’s Auswahl zum Umkippen. Aber umgekippt ist er nicht, obwohl er sich jetzt doch schon festhält am Tresen. Die Sehnen an seinen Händen treten hervor. „Was passt denn am besten?“, fragt er schließlich ganz leise. „Ihre Wahl!“, sagt die Sandwich-Belegerin und klatscht in die Hände. Sie klatscht jetzt nicht wirklich, aber sie spricht so, als ob sie es täte. „Ja, aber“, sagt der Mann vor mir und dann nichts weiter. „Und welche Soße?“ – „Die, die am besten passt“, probiert er’s noch mal. „Entscheiden Sie das, bitte. Sie wissen das bestimmt besser als ich!“ Er klingt richtig verzweifelt.
Ich kann ihn verstehen. Wenn ich im Restaurant Essen bestelle, soll gefälligst die Köchin entscheiden, wie es gut schmeckt, deswegen gehe ich ja hin. Und kreativ soll es sein. Wenn auf dem Teller liegt, was schon auf der Karte stand, bis ins kleinste Detail – langweilig. So will ich das nicht. Nur heute muss es so sein, ich habe keine Zeit.
Der vor mir schließt die Augen, weist blind auf eine der Flaschen mit Soße. Aha, denke ich, prima Idee. Für die Salatauswahl hat er auch eine Lösung: „Alles“, sagt er, ohne auf die Aufzählung zu warten von dem, was es gibt. Als ich dann dran bin, mache ich’s ihm nach. Brot: zweites von rechts, Käse: der linke, Soße: die gelbliche Flasche. Schmeckt komisch, was ich da kriege, aber trotzdem genau, wie ich’s will: überraschend, als hätte sich da wer bemüht. Vielleicht ist Fastfood doch nicht so schlecht, denke ich, jetzt, wo ich weiß, wie es geht. JOEY JUSCHKA