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26. Unabhängiges Filmfest Osnabrück

Es ist ein kleines, im wahrsten Sinne des Wortes unabhängiges Filmfest, das da bis Sonntag in Osnabrück stattfindet. Oft schon vor dem sicher geglaubten Ende, wenn wieder einmal Fördergelder eingespart wurden, hat es sich dann doch immer wieder ins nächste Jahr gerettet. In diesem Jahr ist der niedersächsische Ministerpräsident David McAllister Schirmherr des kleinen, aber feinen Filmfestes, das sich nicht zu schade dafür ist, auch Filme wie „Belgrad Radio Taxi“, „Der Albaner“ und „Die Frau, die singt“ mit ins Programm zu nehmen, die in größeren Städten schon in Programmkinos gezeigt wurden. Im Festivalzentrum Lagerhalle, dem Haus der Jugend und einem Saal des Filmtheaters Hansetor werden unter dem diesjährigen Motto „Unterwegs“ Filme aus vielen Teilen der Welt zu sehen sein. Die meisten Filme haben eine politische und gesellschaftskritische Ausrichtung. Eine dreiköpfige Jury wählt unter sieben Filmen den Gewinner des Friedensfilmpreises der Stadt Osnabrück aus.

Im Wettbewerb steht auch „Vaterlandsverräter“ von Annekatrin Hendel, ein Porträt des Schriftstellers Paul Gratzik, der seit den 70er Jahren zur DDR-Schriftstellerszene gehörte und 20 Jahre lang als Stasi-Informant Kollegen bespitzelte. Inzwischen wie ein Ausgestoßener behandelt, stellt er sich seinen Widersprüchen in diesem Film, den der Kritiker der Berliner Zeitung „die Geschichte eines komplizierten Menschen in komplizierten Zeiten, zärtlich und tragisch, melancholisch, komisch, bitter“ nannte.

In einem weiteren Wettbewerb wird ein „Filmpreis für Kinderrechte“ verliehen. Ein Anwärter dafür ist der kolumbianische Spielfilm „Los colores de la montana“ von Carlos César Arbeláez. Darin wird von Kindern in Zeiten des Krieges erzählt. Der neue Fußball des 9-jährigen Manuel fliegt in ein Minenfeld in der Nähe seines Dorfes. Der Junge und seine Freunde versuchen alles, um den für sie so wertvollen Ball zurückzuholen, und dabei wird die Lebensweise der Bauern in der kolumbianischen Bergwelt in ruhigen, fast dokumentarischen Bildern eingefangen.

In der Programmschiene „Vistas Latinas“ werden sechs Filme aus und über Lateinamerika gezeigt,. Darunter der mit dem Schauspieler Gael Garcia Bernal hochbesetzte „Tambien La Lluvia“, in dem von einem Filmteam erzählt wird, das in Bolivien einen Spielfilm über die Entdeckung Amerikas drehen will und dabei in gewalttätige Konflikte um Wasserrechte zwischen der indianischen Bevölkerung und einem multinationalen Konzern geraten.

In der Johanniskirche wird am Freitagabend der Stummfilm „Der Golem, wie er in die Welt kam“ von Paul Wegner aufgeführt. Darin wird der Mythos von der lebendigen Lehmfigur nacherzählt, die im 16. Jahrhundert im Prager Ghetto vom Rabbi Loew erweckt wurde. Der Film wird von dem Kirchenmusiker Arne Hatje live auf der Kirchenorgel begleitet.

Informationen finden Sie unter www.filmfest-osnabrueck.de.