: Babynuckel werbefrei
ANZEIGEN Egal wohin man surft – Werbung verfolgt einen fast überall. Es geht auch anders
VON SVENJA BERGT
1. Die Spende Werbung auf Webseiten geht Nutzern schnell auf die Nerven. Das Bitten um Spenden auch. Dass sich damit trotzdem einiges an Geld einnehmen lässt, zeigt das Beispiel Wikipedia. Hinter dem deutschsprachigen Teil der Plattform steckt Wikimedia Deutschland, ein Verein, der sich ausschließlich über Spenden finanziert. Ende vergangenen Jahres hat er in weniger als zwei Monaten 8,2 Millionen Euro eingesammelt, im Jahr davor waren es immerhin knapp 7 Millionen. Häufiger werden Spenden allerdings als eine von mehreren Finanzierungssäulen genutzt, etwa bei dem Portal Netzpolitik.org. Doch hinter Angeboten, die sich mit Spenden finanzieren, steckt meist noch etwas anderes: ziemlich viel unbezahlte Arbeit. 2. Das Crowdfunding Filme, Onlineshops, einen Babynuckel, der sich auf handelsübliche Flaschen aufschrauben lässt – es gibt fast nichts, für das nicht per Crowdfunding gesammelt würde. Und klar, auch reihenweise für Inhalte im Netz. Auf der Crowdfunding-Plattform Startnext sammeln Gründer etwa für ein Portal, das Infos über Rechtsextremismus zur Verfügung stellen will, und eine E-Learning-Plattform für Kommunikation. Gezeigt, dass diese Art der Finanzierung funktionieren kann, haben unter anderem die Krautreporter. Mehr als 900.000 Euro kamen zusammen, mit dem Geld konnten die Journalisten ihr neues Onlinemagazin gründen. Der Haken daran: Für eine Anschubfinanzierung mag Crowdfunding funktionieren, im laufenden Betrieb muss das Geld jedoch anderweitig reinkommen. Zum Beispiel über Spenden (siehe oben). Die Krautreporter machen es anders: Sie bieten Extrafeatures für zahlende Mitglieder an. 3. Die Stiftung Wie bringt man ein im weitesten Sinne gemeinnütziges Ziel, steuerliche Vorteile und eine Idee, mit der sich beim Kunden nicht ohne Weiteres Geld einsammeln lässt, unter einen Hut? Mit einer Stiftung. Voraussetzung ist: Es muss für den Anfang ein Grundstock an Kapital da sein. Nichts also für das Start-up, das sich aus den Ersparnissen der Gründer finanziert. Die Mozilla-Stiftung, bekannt durch den Browser Firefox, konnte zum Start erst einmal eine Spende in Höhe von zwei Millionen Dollar von AOL verbuchen. Mittlerweile kommt der Großteil der Einnahmen über die Zusammenarbeit mit Unternehmen wie Google und Yahoo. Im Suchfenster des Firefox-Browsers sind sie voreingestellt, Mozilla bringt so den Unternehmen Nutzer und diese bringen Mozilla Einnahmen. Das Problem bei dem Modell: Auch wenn Firefox selbst zu den datenschutzfreundlichen IT-Angeboten gehört – Unternehmen wie Google und Yahoo tun es sicher nicht. 4. Die Nutzer Was braucht es, damit Nutzer zahlen? Ein besseres Angebot. Der E-Mail-Provider Posteo etwa bietet eins. Mit einem Account, der werbefrei ist, keine persönlichen Daten sammelt und sich komplett anonym einrichten lässt. So hat Posteo es geschafft – vor allem seit den ersten Snowden-Enthüllungen –, steile Wachstumsraten einzufahren. Einen Euro im Monat verlangt der Anbieter. Vorteil: Während bei den üblichen Angeboten nicht nur die Betreiber, sondern auch Drittanbieter – wie Facebook und Google – Nutzerdaten übermittelt bekommen, bleiben die User hier tatsächlich unerkannt. Denn die Zahlung wird einem Konto per Code zugeordnet – und der wieder gelöscht. 5. Der Staat Der Staat soll Inhalte bereitstellen? Das klingt erst mal nach Nordkorea. Doch auch hierzulande gibt es Inhalte, die durch Abgaben finanziert sind: die Seiten der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanbieter. Dabei zeigt sich das Problem eines solchen Modells: Wer definiert, was zur Grundversorgung gehört? Die zeitlose Chronik aller US-Präsidenten? Oder nur das Porträt von Obama, eine Woche lang? Darüber hinaus widerspricht das Modell der Idee eines – weltweit zugänglichen – Netzes. Denn ein Teil der Inhalte ist nur abrufbar, wenn der Nutzer mit in Deutschland verorteter IP-Adresse unterwegs ist. Und datenschutzfreundlich sind die Angebote noch lange nicht. So speichern etwa die Seiten daserste.de und tagesschau.de unter anderem IP-Adresse und Browserkennung des Nutzers und setzen Trackingtechnologien ein.