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Es wird einmal gewesen sein

An diesem Wochenende findet im Konzerthaus am Gendarmenmarkt wieder einmal der Musikinstrumentenmarkt statt, heute am Freitag und morgen am Samstag, wo Instrumentenbauer aus der ganzen Welt ihre Gerätschaften anbieten, die eben genau nicht nach dem neuesten Stand der Technik gefertigt sind. Ganz im Gegenteil wollen die einfach nur so alt wie möglich sein, damit die Instrumente auch zu einer ordentlichen historischen Aufführungspraxis taugen. Die nämlich ist die Ideallinie der Alten Musik. Unter diesem Stichwort sammelt man das Vorklassische der Klassik, also die mal in Europa gepflegte Musik des Mittelalters, der Renaissance und des Barocks. In der historischen Aufführungspraxis will man die bis in Klangbild hinein getreulich rekonstruieren. Dabei ist die Alte Musik eine Branche im steten Konjunktiv. Denn mehr als ein „so könnte es geklungen haben“ geht nicht. Man weiß es ja nicht so genau. Was einfach daran liegt, dass in diesen alten Zeiten die Schallplatte noch nicht erfunden war für eine anständige Tondokumentation.

Der Musikinstrumentenmarkt ist ein Kernstück der XXII. Berliner Tage für Alte Musik (www.berlinaltemusik.com), bei denen es bis Sonntag auch etliche Konzerte gibt mit der Alten Musik, die bei ihren Anhängern natürlich keineswegs als veraltet gilt und damit eventuell nicht mehr recht zeitgemäß. Aber so fest und allgemein in der Gegenwart steht sie eben auch nicht, als dass sie nicht etwas Sonderaufmerksamkeit ertragen könnte, die doch wohl in solchen „Tagen für …“ – die Kräfte gesammelt, die versprengten Truppen zusammengezogen – das Ziel ist.

Aber das geht auch anderen Geschäftszweigen im Musikalienhandel so, in denen man ordentlich trommeln muss für sein Bleiberecht. Wobei vor einigen Jahren noch die Einrichtung einer Plattenladenwoche so absurd gewesen wäre wie die Vorstellung von einer Tankstellenwoche, bei der die Fachbetriebe mit besonderen Benzinsorten für ihre Zapfsäulenkompetenz werben. Genau das aber gibt es nun bei der Plattenladenwoche: Spezielle Sammlereditionen. Von Thees Uhlmann zum Beispiel eine Vinylsingle, auf der er auch mal auf Englisch singt. Dazu will man bei dieser bundesweiten Initiative noch bis Samstag mit Signierstunden und Ladenkonzerten – heute hat etwa der singende Schauspieler Rolf Zacher um 17 Uhr bei Vopo Records, Danziger Str. 31, einen Auftritt – an eine historische Kaufpraxis erinnern (www.plattenladenwoche.de). Damit die Plattenläden noch etwas mehr Zukunft haben als nur das Futur II mit seinem „es wird gewesen sein“.

Bis dahin aber hat niemand etwas dagegen einzuwenden, auch über die Plattenladenwoche hinaus mal in so einen Plattenladen zu gehen. THOMAS MAUCH

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