Rote Teufel werden übertölpelt

Die Begeisterung in der Demokratischen Republik Kongo am Samstagabend kannte keine Grenzen: Nachdem ihre Fußballer im Viertelfinale des Afrika-Cups gegen Kongo-Brazzaville in der 55. und 61. Minute in doppelten Rückstand gerieten, drehten die „Leoparden“ die Begegnung gegen die „Roten Teufel“ komplett und gewannen schließlich mit 4:2. Freudenexplosionen in Kinshasa folgten – und in Brazzaville, direkt gegenüber am Kongo-Fluss, kam es zu massiven Plünderungen.

Die Beziehungen zwischen der 10-Millionen-Metropole Kinshasa und der Zwillingshauptstadt Brazzaville sind angespannt. Vor einem Jahr zogen die Behörden in Kongo-Brazzaville durch brutale Massenausweisungen angeblicher Illegaler aus dem Nachbarland verbreiteten Hass auf sich. So ist dieser Sieg politisch bedeutsam – aber auch in anderer Richtung: Die Demokratische Republik Kongo ist eine der wenigen Mannschaften in diesem Turnier mit einem einheimischen Trainer.

Der 53-jährige Nationaltrainer Florent Ibenge ist auf den Straßen Kinshasas aufgewachsen. Nach unscheinbarer Karriere in Frankreich und China trainiert er jetzt nicht nur die Nationalmannschaft, sondern auch Kinshasas wichtigsten Fußballverein AS Vita – ein Hort der Opposition. Ibenges Sieg ist Genugtuung für die aufsässige Jugend von Kinshasa, kurz nach blutigen Unruhen in der Hauptstadt.

AS Vita gehört übrigens einem der umstrittensten Generäle des Kongo: Gabriel Amisi, genannt „Tango Four“, ehemaliger proruandischer Rebellenführer im Ostkongo und später Armeechef, der 2012 entlassen wurde, weil er die Stadt Goma an Rebellen verloren hatte. Jetzt hat der General indirekt eine genauso wichtige Schlacht gewonnen.

DOMINIC JOHNSON