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Archiv-Artikel

Vom Baudenkmal bleibt nur die wuchtige Hülle

Die Entkernung des Kaispeichers A, des Sockels der künftigen Elbphilharmonie, ist fast beendet. Derzeit werden zusätzliche Stützpfähle in den Untergrund gerammt. Manchmal treffen die Bauarbeiter dabei auf nicht dokumentierte Relikte, die den Fortgang des Projekts verzögern

Was drunterliegt, weiß niemand: Als mittleres Abenteuer entpuppt sich die Entkernung des Kaispeichers A, des künftigen Sockelgeschosses der Elbphilharmonie. Denn auch wenn die Altvorderen – jene Ingenieure, die den Vorkriegs-Ziegelbau und den Kaispeicher A bauten – ihr Tun kartierten und alle in den Boden gerammten Pfähle einzeichneten, bleibt so manche Überraschung. Nicht jede nachträgliche Veränderung – etwa die Verschiebung einer Säule oder jener Beton, der 1963 in den Grund lief – wurde aufgezeichnet.

Das alles wäre nicht so wichtig, bestünde nicht die Notwendigkeit, 6o Prozent zusätzlicher Pfähle zwölf Meter tief in den Grund zu rammen, damit der Bau die Elbphilharmonie tragen kann. Hierfür will man die neuen Pfähle zwischen die alten rammen – doch mehrmals schon sind die Bauarbeiter auf Hindernisse gestoßen: auf alte, nicht verzeichnete Holzpfähle und jenen Beton aus den Sechzigern eben. Dies hat die Bauarbeiten um ein paar Tage verzögert – aber dramatisch findet Karl Olaf Petters, Sprecher der für den Bau verantwortlichen Projekt-Realisierungsgesellschaft (Rege), das nicht. Zeitliche Puffer habe die Rege eingeplant, und im Übrigen liege sie gut im Plan.

Das muss sie auch, denn der Plan ist eng getaktet: Bis März 2008 soll das Untergeschoss, bis Juni die Plaza auf dem Dach des Kaispeichers fertig sein. Voraussetzung sind die zusätzlichen Pfähle sowie die Entfernung sämtlicher Säulen aus dem Sockelgeschoss. Die würden sowohl das dort geplante Parkhaus als auch den Backstage-Bereich und das Klingende Museum empfindlich stören. Und für anderes ist der fensterlose ehemalige Kakaospeicher nicht nutzbar.

Von dem denkmalgeschützten Bau des Architekten Werner Kallmorgen werden nur die Außenmauern bleiben. Billiger und einfacher wäre allerdings es gewesen, diese abzureißen: Aufwendig ist deren Stabilisierung durch Stahlstreben, die rund um das Gebäude platziert wurden. „Aber der Mehraufwand rechtfertigt sich durch den zu erwartenden Kontrast von Backstein-Sockel und Glasbau“, schwärmt Petters.

Ungemütlich könnte es allerdings in Winter dieses Jahres werden, sollte sich Hochwasser einstellen und Teile der Baustelle überschwemmen. Dann werden die Planer – auch der Intendant der Elbphilharmonie, Christoph Lieben-Seutter, der die Orchester dieser Welt schon jetzt verpflichten muss – ins Schwitzen kommen. Und selbst wenn diese Hürde genommen ist, bleibt die Spannung bis zum Schluss: Im Herbst 2009, kurz vor der Eröffnung des Glas-Kolosses, werden die 600 Kilogramm schweren, speziell für die Elbphilharmonie gefertigten Glasscheiben eingesetzt. Ein Kran wird sie bis in 110 Meter Höhe hieven. Wenn da ein starker Wind aufkommt, könnte es noch mal ungemütlich werden. PETRA SCHELLEN