: Flughafen lenkt ein bisschen ein
KURSÄNDERUNG Der Flughafen Hamburg will in Zukunft keine Flaschensammler mehr anzeigen. Schon gestellte Strafanzeigen will das Unternehmen aber nicht zurücknehmen
Nach kritischen Berichten hat der Flughafen Hamburg angekündigt, seinen Umgang mit Flaschensammlern zu ändern. Im vergangenen Jahr erstattete das überwiegend städtische Unternehmen in 97 Fällen Strafanzeige gegen Menschen, die auf dem Gelände des Flughafens wiederholt nach Pfandflaschen gesucht hatten, obwohl dies dort untersagt ist. Der Flughafen will vorläufig darauf verzichten, die Ermittlungsbehörde deswegen einzuschalten.
„Wir wollen eine Lösung finden, die für alle gut und verträglich ist“, sagte Sprecherin Stefanie Harder der taz. Man habe zwar immer über die Situation nachgedacht, doch durch Artikel in der taz und in der Hinz&Kunzt sei die Aufmerksamkeit auf das Thema so groß gewesen, dass man sich zu diesem Schritt entschlossen habe. Der Flughafen prüfe nun, Pfandflaschen gesondert einzusammeln und die Erlöse Hinz&Kunzt zu spenden. Jetzt will das Unternehmen beobachten, wie sich der Verzicht auf Strafanzeigen auswirkt und mit dem HVV einen einheitlichen Kurs im Umgang mit Pfandsammlern entwickeln.
Flaschen sammeln bleibt so lange auf jeden Fall verboten. Das Ziel sei ein „ungestörter Betrieb“ und ein „angenehmer Aufenthalt“ für die Passagiere, so die Sprecherin. Das kann man offenbar auch anders erreichen: Am Flughafen Bremen werden Flaschensammler geduldet und nur bei Beschwerden vom Sicherheitspersonal ermahnt.
Die Entscheidung des Hamburg Flughafens kam bei Hinz&Kunzt gut an. „Wir freuen uns, dass der Flughafen über einen Kompromiss nachdenkt“, sagt Sozialarbeiter Stephan Karrenbauer. Allerdings dürften die Flaschensammler nicht verdrängt werden, auch wenn davon gemeinnützige Organisationen profitierten. „Flaschensammeln ist für viele neben Betteln die einzige Möglichkeit, sich über Wasser zu halten. Diese Möglichkeit dürfen wir ihnen nicht nehmen“, sagte Karrenbauer. Er forderte auch, dass die schon gestellten Anzeige zurückgenommen werden. Doch dazu ist der Flughafen nicht bereit. Es haben ja einen Grund für die Anzeigen gegeben, sagt Harder. „Wir zeigen ja nicht einfach so an!“ DKU