heute in bremen
: Weltweite McDonaldisierung

Forscher sprechen über Gefahren beim Export westlichen Lebenstils

taz: Der Titel ihres heutigen Workshops ist unglaublich lang. Das Thema in einem Satz?

Hellmuth Lange, Professor für Soziologie an der Uni Bremen: „Bürger statt Burger?“ Bürger im Sinne eines verantwortungsvollen Subjekts.

Unser Lebensstil bedroht die Erde. Wie?

Erstens durch unser enorm ressourcenintensives Alltagsverhalten, ablesbar etwa an Benzinverbrauch und CO2-Produktion. Weltweit entsteht eine neue, kaufkräftige Mittelklasse – mehr als eine Milliarde Menschen außerhalb der Industrienationen. Man stelle sich vor, was passiert, wenn etwa die Autodichte dorthin rückt, was wir für normal halten. Zweitens – warum nur schlechte Sitten von uns übernehmen? Warum nicht auch ökologisches Bewusstsein?

Aber geht es nur um Autos?

Das ist das krasseste Beispiel. Während wir hier den Benzinverbrauch senken, verhundertfacht er sich dort. Dann unsere fleischintensive Lebensweise. Der ökologische Fußabdruck von einem Kilo Rindfleisch ist vielfach größer als der von einem Kilo vegetarischer Nahrung. Der Hamburger ist ein Symbol für das Abholzen des Urwaldes, um Weideland zu gewinnen.

Und das ist McDonaldisierung?

Das Wort steht für die Vereinheitlichung von Lebensstilen. Für industrielle Standardisierung mit negativem ökologischen Abdruck.

Gibt es auch gegenläufige Strömungen?

Etwa, dass unter den wohlhabenden IT-Arbeitern in Bangalore 25 Prozent erkennbar ökologisch interessiert sind. Daran lässt sich anknüpfen – wie bei uns auch.

Fragen: Roman Rutkowski

Uni Bremen, Artec-Institut, ab 13 Uhr