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Archiv-Artikel

„Die gute Seite des Islam“

VORTRAG Ein evangelischer Pastor wirbt dafür, sich mit den Grundzügen des Islam zu beschäftigen

Volker Keller

■ 55, ist Gemeindepastor in der Evangelischen Kirchengemeinde Vegesack, Beauftragter für den Dialog mit den Religionen.

taz: Herr Keller, wird bei Ihrem Vortrag wieder über den Islam gesprochen – statt mit ihm?

Volker Keller: Der Vortrag findet im Zusammenhang einer Begegnung der evangelischen Lukas-Gemeinde und der islamischen Daawa-Gemeinde statt, ist aber öffentlich. Es geht darum, Nichtmuslime über den Islam zu informieren. Fehlen Informationen, stellt sich schnell eine Abwehrhaltung und manchmal sogar ein Feindbild ein. Ein Grund für die islamkritische Haltung mancher ist, dass sie keine Kontakte zu Muslimen und Moscheen haben.

Was befähigt Sie denn dazu, über den Islam zu sprechen?

Als Pastor auf Kreuzfahrtschiffen bin ich regelmäßig in islamischen Ländern zu Gast. Ich suche dann Kontakt zu den Einheimischen und lerne vor Ort die Vielfalt und Schönheit des Islam kennen. Davon berichte ich.

Sie wollen Ihr Publikum auch aus der Reserve locken?

Die Muslime erkennen Jesus als großen Propheten an, von Christen ist über Mohammed zumeist nur Negatives zu hören. Seine Lehre deckt sich aber mit der des Propheten des Alten Testaments der Bibel. Warum erkennen wir Christen Mohammed nicht als Propheten an? Von Muslimen lernen wir auch, wie wichtig die tägliche Praxis des Glaubens ist.

Ist das nicht verallgemeinernd?

Eigentlich darf man nicht von „dem“ Islam sprechen. Ich will aber sagen, dass man sich in seiner Religion nicht abgrenzen muss. Ich war zum Beispiel acht Jahre Schüler eines buddhistischen Meisters, der mich in die Meditation einführte.

Wie reagiert das Publikum auf Ihre Thesen?

Es kommen bei Vorträgen manchmal auch Zuhörer, die kritisch sind, manche aggressiv. Es gibt Islamgegner, die ihr Feindbild präsentieren wollen. Die haben oft nur wenig Kenntnisse. Sie zitieren dann schlimme Verse aus dem Koran und ignorieren den Zusammenhang der Verse – so wird seine Auslegung falsch. Verse aus dem Koran wie „Tötet die Ungläubigen“ stehen im Zusammenhang eines Angriffs durch eine feindliche Macht. INTERVIEW: MERLIN PRATSCH

20 Uhr, St. Lukas Gemeinde, Am Vorfeld 37